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Stefan Steinmetz
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Die Entstehungsgeschichte des Romans, für die, die es interessiert. Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Das Lehm – ein kleines Making of:

Diesmal will ich mal wieder ein kleines Making-of zu meinem Roman schreiben, die Entstehungsgeschichte von „Das Lehm“.
Die Idee, dass ein Land gewissermaßen lebt, dass ein riesiges primitives Lebewesen ein Land sein könnte, ein Tal, ein Berg oder etwas wie das Lehm, hatte ich schon früh. In „Das Dorf im Wald“ beschreibe ich etwas Ähnliches. Zwar ist es dort eine dämonische Kreatur, die ein kleines Land beherrscht, aber auch dieses von der Außenwelt abgeschottete Land ist quasi lebendig. Wenn keine neuen Opfer kommen, altern nicht nur die eingeschlossenen Menschen, sondern auch die Haustiere, die Pflanzungen auf Feldern und Äckern und sogar die Häuser der Leute werden alt und baufällig.

Die Grundidee für den Roman „Das Lehm“ kam mir am Dienstag, den 04.02. 2014. Damals klebte ich Fotos von meinen Radtouren auf Papier und schrieb kurze Erklärungen dazu. Ich sammle die Fotos meiner Radtouren in DIN-A-4-Ordnern und blättere besonders im Winter gerne darin.

Den folgenden Schrieb fügte ich auf meinem Computer zu dem Ordner mit den Ideen für neue Romane hinzu:

Dienstag, den 04.02.2014: Beim Einkleben der Fotos ins Radtourenbuch 2008 auf Fotos vom Do,12.06.2008 auf Haus in Lambsborn gestoßen mit „Gefängnis“ unter Treppe. Schon damals dachte ich, das taugt für ne Story

Lehmborn – Lebensborn – Lebensbrunnen
Du sollst dem Lehm dienen, geopfert werden … Das Lehm fordert Opfer…
Zwillinge, der/die Zweitgeborene erhält keinen Namen und landet im Gefängnis unter der Treppe, eingekerkert ein Leben lang, jedes Jahr muss dem Lehm ein Zwilling geopfert werden, man spart sie auf, um jedes Jahr ein Kind zu haben, manche mit vier, andere erst mit zehn Jahren geopfert, Junge gibt seinem Bruder einen Namen und versucht ihn zu retten, sie wollen fliehen, doch das Lehm holt sie sich alle beide…(vllt Prolog?) oder eine Zwillingsgeburt, Mutter weint. Will vllt heimlich zwilling aufziehen, Vater: das kannst du nicht machen! Das geht nicht, das Lehm wird es herausfinden!
Höhle … das Lehm … Brunnen tief, ein grausiges Lachen, Kind ins Wasser werfen und es ertrinkt erbärmlich (DAS als Prolog?),
immer Zwillinge bereithalten, wenn das Opfer einmal abreißt, ist es vorbei mit Lehmsborn
Lehm-Leben
Aber auch Lehm für Ziegelei, Rötel, und in Stollen unter Lehm Kupfererze und Silber, Lehmsborn ist reich

Soweit meine Notiz auf dem Computer. Hier ein paar Bilder von dem Haus in Lambsborn bei Homburg/Saar:

143655 by Stefan Steinmetz, auf Flickr

143708 by Stefan Steinmetz, auf Flickr

Lehmverlies2 by Stefan Steinmetz, auf Flickr


Dieses „Gefängnis“ unter der Treppe brachte mich auf die Idee zum „Lehm“.

Irgendwann fing ich an, Notizen auf Karteikärtchen zu machen. Ich notierte jeden Einfall.
Schließlich habe ich diese Kärtchen vor Schreibbeginn geordnet, geändert und ergänzt. Ich präzisierte die Handlung. Themas Irrlucht entstand, ein rebellischer Pubertierender, der im Lehm lebt. Er führt ein ganz zufriedenes Leben, aber die regelmäßigen Kinderopfer und die ständige Angst, die im Lehm herrscht, gefallen ihm ganz und gar nicht. Als ihn Onkel und Tante im Draußen kontaktieren, beschließt er, zu fliehen.
Trischa Banbirk sollte ursprünglich nur eine gute Bekannte sein, ein fröhliches, aufgewecktes Mädchen, das schließlich seinen Zwilling verliert. Ich hatte genau beschreiben wollen, wie man das Zweitlingsmädchen ins Lehm treibt und wie es vom Lehm grausam umgebracht wird. Danach sollte Trischa kaputt sein. Sie wird still und ist in sich gekehrt. All ihre Fröhlichkeit ist verflogen. Sie willigt ein, mit Themas und dessen Zwillingsbruder zu fliehen, aber als es so weit ist, hat sie dermaßen Angst, dass sie nicht wagt, mitzukommen. Themas und sein Bruder müssen allein fliehen.
Grutie Umpfbeetl, die kleine Lehma, sollte nichts weiter als eine Nebenrolle sein, ein herrschsüchtiges, zickiges, kleines Miststück, das seine Freude daran hat, die Menschen zu drangsalieren und herum zu scheuchen.

Ich fing an zu schreiben. Die Schilderung des beschaulichen, einfachen Lebens im Lehm kam dabei etwas zu kurz, weil ich - entgegen meinen Notizen – Themas Irrlucht von Anfang an als Rebell zeigen wollte. Ursprünglich sollte seine rebellische Ader erst erwachen, als das Leben für ihn unerträglich wird.
Trischas Rolle wurde stärker und farbiger; sie konnte ich nicht mehr zum Opfer machen. Ich konnte ihre Schwester nicht mehr opfern und ich konnte sie nicht im Lehm zurücklassen. Nur die Szene, in der sie voller Angst die Teilnahme an der Flucht verweigert, landete im Roman.

Ich merkte schnell, dass „Das Lehm“ ein ebenso kurzer Roman wie „Das Dorf im Wald“ werden würde. Das „Dorf“ kam gerade mal auf 174 Schreibseiten. Normalerweise kommen meine Romane auf rund 300 Seiten und mehr. „Das Lehm“ ist 211 Manuskriptseiten lang geworden und das nur, weil die Lehma aus dem Schatten ihrer kleinen Nebenrolle trat.
Schuld waren eure Kommentare! Ja doch!
Es kamen Kommentare wie „Schickt die Lehma ins Lehm!“ und Ähnliches. Die Lehma war nun mal nichts weiter als ein zickiges, hochnäsiges Biest.
Aber eure Kommentare reizten mich dazu, ihr eine menschliche Seite zu geben, sie als einen Menschen zu schildern. Sie ist ein zutiefst einsames Kind, das sich verzweifelt nach Zuwendung sehnt und das dazugehören möchte.
Nun erst bekam der Roman das nötige „Fleisch auf den Rippen“ und ich hatte einen Charakter, den ich traurig und einsam im Lehm zurücklassen konnte.
Auch die Flucht der Eltern, einen Monat später, bei der sie mal eben noch einen Schwung Opferkinder „klauen“, kam erst jetzt aus meinem Kopf gepurzelt, ebenso wie die Theorie von Professor Kundar Jeblick, dass das Lehm keineswegs bösartig und von dämonischem Leben erfüllt ist. Es hat mit seiner beschränkten Intelligenz lediglich falsche Signale empfangen, als es zum ersten Mal mit Menschen zusammenkam.
Das alles entstand nur, weil die Lehma sich änderte und die änderte sich nur, weil ihr mich mit euren Kommentaren darauf gebracht habt. Wie ihr seht, können Kommentare in die Handlung eines Romans eingreifen.
Durch das „Umdrehen“ von Grutie Umpfbeetl wurde eine Fortsetzung des Romans möglich. Okay, ich habe in viele meiner Romane die Möglichkeit für Fortsetzungen eingebaut und nie eine geschrieben, bis auf die Nachtkindreihe, aber wer weiß: Vielleicht eines Tages ...
An dieser Stelle meinen Dank für eure Kommentare. Kommentare bringen einen Schreiber weiter. Immer!
Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.

Noch eine kleine Nachbemerkung: Wie eigentlich immer, gibt es zu diesem Roman eine Art „Soundtrack“. Ich höre beim Schreiben immer CD-Musik. War es beim „Dorf im Wald“ keltische Musik aus Wales, waren es beim „Lehm“ CDs mit keltischer Musik aus der Bretagne und die CD „Tariq“ der Gruppe „Jaume Compte Nafas Ensemble“. Letztere war anfangs gewöhnungsbedürftig, aber gerade diese Scheibe wurde zu DEM Soundtrack des Lehms. Wenn ich in Zukunft diese CDs höre, werde ich immer „im Lehm“ sein.
Diese CDs bestelle ich fast alle bei ARC-Music. Dort bekommt man Ethnomusik aus der ganzen Welt. Von dort habe ich auch meine Andenmusik-CDs und die mit der irischen Musik und viele andere.
Falls jemand Interesse hat, kann ich ihm die mp3s des Lehm-Soundtracks an eine Mail anhängen.

06.09.2017 14:48 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
 
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