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Stefan Steinmetz
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Dabei seit: 10.02.2006
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Der Elfenmacher(28) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Gleich morgens ging Chayenne Kowak schnurstraks auf Polly zu: „Clara Malvines Hand ist per Post gekommen.“ Ihre Augen waren riesengroß in dem schmalen, blassen Gesicht. Sie schaute Polly an und die las die Angst in Chayennes Augen. „Polly, jetzt jagt er wieder! Jetzt holt er sich ein neues Mädchen! Diesmal holt er mich!“
„Das muss nicht sein“, sagte Polly lahm. Sie merkte selbst, dass sie nicht besonders überzeugend klang.
„Doch!“ sagte Chayenne. „Ich weiß es! Er wird mich holen. Polly, ich habe solche Angst!“
Als es später in der großen Pause auf den Schulhof ging, lotste Dunja Polly in eine abgelegene Ecke: „Damit die Klemme nicht gleich wieder angerannt kommt. Die nervt!“
„Ach Duny, lass sie doch“, sagte Polly. „Sie hat eben Angst.“
Dunja verdrehte die Augen:
„Oh Heulchen, oh Flennchen!
Das arme Chayennchen!
Lass sie doch heulen! Sie hat es verdient. Soll der Schratzl sie holen! Weg mit ihr!“
„Das meinst du nicht ernst“, sagte Polly.
„Doch!“ schoss Dunja zurück.
Polly nahm ihre Freundin aufs Korn. Sie blickte sie ernst an. Lange. Dunja stand da und schaute fragend. Man sah ihr an, das sie Pollys ernste Musterung nicht mochte; dass ihr unbehaglich unter Pollys Blick wurde.
„Soll ich dir mal was sagen, Duny?“ sprach Polly mit ernster Stimme: „Du bist unruhig. Du bist viel zu verkrampft.“
Dunja quollen die Augen aus dem Kopf. Sie machte ein Geräusch, das wie „Mpfmbrk!“ klang. Sie starrten einander mehrere Sekunden lang an. Dann brachen sie gleichzeitig in Gelächter aus.
Dunja versetzte Polly einen freundschaftlichen Schubs: „Mensch, du bist vielleicht Eine!“
„Lass sie halt in Ruhe, ich bitte dich drum.“
„Die Klemme?“
„Nenn sie nicht so!“
„Sie klemmt aber dauernd an dir dran.“ Dunja zog eine Grimasse, als ob sie gleich losheulen würde:
„Oh Polly Mannolly,
von dir werd ich ganz molly!
Oh Heulchen, oh Flennchen!
Ich bin das arme Chayennchen!
In meinem Höschen macht es Pratzl,
denn heut Nacht holt mich der Schratzl.
Beschütze mich in Gottes Namen,
du heißgeliebte Polly! Amen!“
Sie kicherten.
Dann wurde Polly ernst: „Nein, jetzt ohne Quatsch. Chayenne hat furchtbare Angst. Niemand sollte eine solche Angst haben. Sie hat sich verändert und meine Mama sagt, man soll einem Menschen eine Chance geben. Das tu ich hiermit. Auch wenn es dir nicht passt.“
„Ich kann mich halt nicht so schnell daran gewöhnen“, meinte Dunja versöhnlich. „Wo die doch eine solche Mistbiene war. Die hat doch dauernd Krach angefangen. Weißt du noch, wie sie ihre Launen immer an der armen Anika ausließ?“
„Sie hat mir versprochen, es nicht mehr zu tun und bis heute hat sie sich daran gehalten.“ Polly blies eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht: „Mir fällt es ja selber schwer, Duny. Wenn Mama nicht mit mir darüber geredet hätte … Es ist ein ganz seltsames Gefühl. Als ob aus Chayenne ein Mensch herauskäme, der jahrelang in einer bösen und gemeinen Hülle eingesperrt gewesen wäre. Mir gefällt dieser neue Mensch, diese neue und freundliche Chayenne.“ Sie erzählte Dunja von Chayennes Angebot, bei Kolbes Suppe zu kochen und was ihre Mutter danach mit ihr über Chayenne Kowak geredet hatte.
„Chayenne ist total anders geworden. Dauernd entdecke ich neue Eigenschaften an ihr. Es ist, als ob man ein fremdes Land erforscht. Du hättest sehen sollen, wie vorsichtig sie mit Sir Henry umging. Ganz zart hat sie ihn angefasst.“
Dunja seufzte demonstrativ: „Also gut. Ich gebe ihr eine Chance, weil du es bist. Aber nur eine. Wenn sie wieder anfängt zu zicken, schreibe ich sie ab.“
Polly legte der Freundin eine Hand auf den Arm: „Danke, Duny.“

*

Stephan und Monica trugen Grillgut nach draußen. Tische und Stühle hatten sie bereits aufgestellt. Der Leutnant wieselte um sie herum und beaufsichtigte die Arbeiten. Heute war Grillnachmittag auf dem Harrerschen Anwesen. Kolbes würden kommen und der Bienerich hatte zugesagt, seinen weltberühmten Meeresfrüchtesalat beizusteuern.
Polly kam als Erste. Sie trug eine große Schüssel Pollysandrasalat, die mit einem Tuch abgedeckt war. Stephan und Monica grinsten sich an. Natürlich war der kleine Naseweis absichtlich zuerst erschienen. Wahrscheinlich kam Polly vor Neugier schier um. Man stelle sich vor: Ihre Tante Monica und ihr geliebter Stephan waren ein Paar! Kaum hatte sie den Salat nach drinnen gebracht und in Stephans Kühlschrank deponiert, kam sie angeschossen. Sofort fiel sie Stephan an: „Stimmt das? Ihr zwei seid zusammen?“
Stephan musste schmunzeln. Monica auch. „Sieht man doch“, sagte er und wuschelte Polly durchs Haar.
Sie fraß ihn schier mit den Augen auf: „So richtig miteinander gehen? Mit Küssen und so?“
Stephan verbiss sich ein Lachen: „Ja. Küssen auch.“ Er drückte Polly: „Ich habe sie sogar mal umarmt und letztens hat sie bei mir übernachtet.“
„In echt?“ Polly legte den Kopf schief: „Wo hat sie denn geschlafen?“
„In meinem Bett.“
Polly fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Nase: „Und du? Im Wohnzimmer auf der Couch?“
„Auch im Bett. Wir sind halt ein bisschen zusammengerückt.“
Polly stutzte. Für mehrere Sekunden sagte sie nichts. Sie dachte angestrengt nach: „Heißt das, ihr zwei werdet heiraten?“
„Das ist leider nicht möglich“, sprach Stephan mit todernstem Gesicht. „Ich bin bereits in feste Hände versprochen. Sie heißt Alma.“
Polly starrte ihn an: „Du bist längst verlobt?“
Stephan nickte feierlich: „Ja. Mit Alma von Grünegras. Sie ist ein Meerschweinchen.“
„Och du!“ Polly boxte ihn in den Bauch. Dann zeigte sie mit dem Finger auf ihn: „Du bist unruhig. Du bist viel zu verkrampft.“
Sie lachten alle drei.
Stephan ließ Polly los und nahm Monica in die Arme: „Vielleicht heiraten wir tatsächlich, Polly. Aber das braucht Zeit. Wir müssen ja erst herausfinden, ob wir zueinander passen.“ Er schaute Monica in die Augen. Sofort machte sich das herrliche Gefühl in seinem Herzen breit, das er immer spürte, wenn er ihr nahe war. „Ich denke aber schon, dass wir zusammenbleiben. Außerdem kennen wir uns schon seit der Schulzeit.“
Die anderen Gäste trafen ein. Sandra Kolbe hatte eine weitere Schüssel Salat mit. Eugen Niedermeyer fuhr mit dem geilen Gefährt vor. Er hatte vier Sixpacks Guinness geladen. „Für Georg. Ich habe extra mehr von dem guten, irischen Bier mitgebracht“, verkündete er. Er holte die Flaschen aus der Pappverpackung und deponierte sie in eine Zinkwanne, die mit Eiswürfeln gefüllt war. Dort standen schon ein paar Flaschen Apfelwein und selbstgemachte Wasserkefirlimonade kalt.
Es wurde mal wieder ein netter Nachmittag.
Der gute Bienerich war ganz aus dem Häuschen, als er von Stephans und Monicas Liaison erfuhr. „Kaum zu glauben!“ sprach er. „Der stille Stephan hat eine Freundin gefunden.“ Er brachte einen Toast auf das frisch verliebte Paar aus.
Nach dem Essen saßen sie gemütlich beieinander. Ab und zu fuhr einer mit Polly eine Runde auf der Feldbahn. Einmal saßen sie alle in den kleinen Waggons. Da waren sie schon ein wenig angeschickert.
„Hoch auf dem gelbenWagen“, sang Eugen vor und alle fielen mit ein. Der Leutnant heulte lauthals. Georg, der auf der Akkulok saß, betätigte die Hupe im Takt. Lachend ließen sie sich spazieren fahren.
Stephan sah Monica an, die neben ihm saß. Er konnte sein Glück immer noch nicht fassen. Es war über ihn gekommen wie eine Naturgewalt. Monica. Moni. Die kleine, schüchterne Moni. Moni der Speckknödel. Monica die Unsichtbare. Sie war da gewesen, aber er hatte sie nie richtig wahrgenommen. Er hatte erst angefangen sie zu vermissen, als sie fortgegangen war.
Der Leutnant meldete laut kläffend einen fremden Eindringling. Mit einem Satz war er vom Waggon runter und schoss über den Rasen ums Haus herum.
Stephan stieg aus dem kleinen Zug aus. Er folgte seinem Hund. An der Gartentür stand jemand. Es war der Postbote, ein junger Mann, den er nicht kannte.
„Urlaubsvertretung“, sagte der Mann von der Post. „Drum hat es so lange gedauert. Ich musste heute zwei Reviere übernehmen.“ Er überreichte Stephan einen Packen Briefumschläge und ein größeres Ding im Format DIN A 4: „Bitteschön. Ihre Post, Herr Harrer.“
Stephan bedankte sich und kehrte zurück zu den Feiernden. Die hatten sich inzwischen wieder an die Tische gesetzt. Georg hatte neue Holzkohle auf den Grill getan. Es sollte gleich ein zweites Mal Essen geben.
Stephan setzte sich neben Monica. Er sah die Post nur flüchtig durch. Es waren ein paar Rechnungen, Werbung und eine Nachricht von seinem Magazin für Schlösser und Schlüssel, dass es eine Sonderausgabe über historische Schlösser aus dem Mittelalter geben würde. Letzteres freute ihn. Er war schon gespannt auf das Heft.
Das große Päckchen enthielt einen dicken Katalog eines süddeutschen Herstellers für Haushaltsgeräte für den Selbstversorger. Den hatte er im Internet angefordert. Stephan schlug den Katalog auf. Es gab die verschiedensten Mühlen für Getreide, alles in kleinem Format für den Hausgebrauch und Unmengen an nützlichen Dingen für den Selbstversorger-Haushalt. Dann kamen Seiten mit Backöfen. Es gab Backöfen fürs Haus und Backöfen für draußen.
Monica staunte: „Mensch! Klasse! So ein Backofen hinterm Haus, das wärs doch!“
„Ich habe vor, mir einen anzuschaffen“, sagte Stefan. „Was Größeres, so dass gleich mehrere Personen ihr Brot drin backen können. Ich möchte ein Holzhäuschen daneben aufstellen. Dann kann man sogar im Winter gemütlich beisammen sitzen, während das Brot vor sich hin backt. Ein Häuschen mit einem kleinen Ofen drin. Das nenne ich dann „Die Backstube“ oder ähnlich. Während das Brot im Ofen ist, kann man Kaffee trinken, sich unterhalten, Karten spielen oder stricken.“
Monica zeigte auf die aufgeschlagene Seite: „Da schaut mal alle! An dem Sonntag haben sie Tag der offenen Tür und man kann sich alles anschauen.“
Stephan beugte sich vor: „Das ist ja interessant. Du Moni, da fahren wir hin. Aber nicht mit dem Auto über verstopfte Autobahnen. Wir nehmen den Zug. Das ist viel gemütlicher.“
Georg und Sandra lasen das Datum.
„Da könnten wir mitkommen“, meinte Georg. Er drückte Sandra an sich: „Was meinst du?“
Sandra nickte: „Keine schlechte Idee. Auch wenn wir keinen Backofen kaufen. Anschauen würde ich mir das alles gerne mal. Vielleicht finden wir etwas, was wir im Haushalt gebrauchen können. Die haben ja eine riesige Auswahl. Da schau: Sie kündigen einen Preisnachlass auf alle Waren in Höhe von zehn Prozent an. Da wäre das eine oder andere Schnäppchen drin.“
„Also abgemacht“, sagte Georg. „Wir kommen mit.“
Eugen schaute sich das Datum an. „An diesem Sonntag kann ich leider nicht“, sagte er. „Schade. Ich wäre gerne mitgekommen, aber da bin ich irgendwo in Sachsen mit dem Aufbau einer Alarmanlage beschäftigt.“ Er zuckte die Achseln: „Der Beruf geht nun einmal vor.“
Stephan holte seinen Laptop aus dem Haus. Im Internet suchten sie die passende Bahnverbindung heraus. Man konnte sogar die Fahrkarten online bestellen.
Auch Polly freute sich auf die Zugfahrt in den zweihundert Kilometer entfernten Ort.
Nur der Leutnant saß still neben dem Tisch. Er schien zu wissen, dass er an dem Sonntag zuhause bleiben musste. Als Polly sah, wie unglücklich der Spitz aus der Wäsche schaute, ging sie zu ihm und umarmte ihn: „Es ist ja nur für einen Tag, Leutnant. Einen Tag wird er wohl alleine zurecht kommen. Danach sind wir alle wieder da. Stelle er sich doch nur mal vor: Ein gemütliches kleines Holzhäuschen. Dort werden wir alle gemeinsam sitzen und eine schöne Zeit haben, während unsere Brote backen. Ist das nichts?“
„Waff“, sagte der Leutnant.

11.03.2015 12:36 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
 
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