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Stefan Steinmetz
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Dabei seit: 10.02.2006
Beiträge: 1732

Der Elfenmacher(54) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Arne Ellerbrok, Runsach:
Nun ist also alles vorbei und Ruhe kehrt ein. Sollte man meinen. Aber es gibt immer welche, die diese Ruhe nicht vertragen können.
Am Samstagmorgen war auf dem Dorfplatz was los. Es war Markt und reger Betrieb. Plötzlich steigt eine Gestalt auf den kleinen Brunnen am Rand des Platzes und legt los.
„Die Strafe kam über Runsach! Der Herr des ewigen Lichtes hat ein Zeichen getan an den verderbten Bewohnern des Dorfes! Den Kowaks wurde die gerechte Strafe zuteil!“
Es war der Zwergenpeter, Peter Lange. Steht da auf dem Brunnenrand und verkündet das Ende der Welt und die Wiederkehr des ewigen Lichtes und dass Gott und Jesus und irgendwelche Heiligen oder Scheinheiligen Runsach bestraft hätten. Ich war grade mit Judith und Leoni Gemüse für den Mittagstisch einkaufen und bekam jedes Wort mit.
Der Zwergenpeter steht auf dem Brunnen wie ein Racheengel – na ja, ein ziemlich kleiner Rachengel und ist am Krakeelen. Dabei warf er mit kleinen Traktatblättchen um sich.
Immer wieder griff er die Familie Kowak an, brüllte die hätten ihre Töchter zu Recht verloren. „Geopfert auf dem Altar der Gerechtigkeit!“ kreischte er und schmiss einen weiteren Schwall von Flyern in die Menge der Zuhörer.
Irgendwann reichte es den anwesenden Kowaks und sie krallten sich den Schreihals. Hui! Wie der plötzlich laufen konnte! Unglaublich, wie der mit dem lahmen Bein davon sauste. Lange rannte, was das Zeug hielt, zum Dorf hinaus. Dabei schrie er in einem fort, dass die Endzeit nahe sei und alle Kowaken in der Hölle schmoren würden für ihre Sünden und für das, was sie unschuldigen Menschen angetan hatten. Obwohl ihn eine ganze Meute Kowaks verfolgte, bekamen sie ihn nicht zu fassen. Der kleine Teufel war zu flink.
Ich habe einen der Flyer aufgehoben, die zu Dutzenden auf dem Kopfsteinpflaster lagen, und ihn mit nach Hause genommen. Es gibt da eine Weltuntergangssekte. „Nachfolger des ewigen Lichts“ nennen sie sich. Sie besteht erst seit knapp zehn Jahren und natürlich verkündigt sie den nahenden Weltuntergang.
„Wir sind die Kinder des göttlichen Lichtes im Namen Jesu Christi und der Erzengel“, stand unter dem Sektennamen auf dem kleinen Traktat. Darunter nichts als pseudoreligiöses Gefasel über den Zustand der verderbten Welt und den drohenden Untergang. „Kehrt um! Kommt zurück zu Gott!“ und solche Sachen waren da zu lesen.
Ich wusste gar nicht, dass Peter Lange Mitglied in dieser seltsamen Sekte ist. Eusebius van Gorken stand der Religionsgemeinschaft nahe; das kam im Fernsehen und Achim Meese hat mir erzählt, dass auch Eugen Niedermeyer zu der Sekte Kontakte hatte. Sie fanden Hinweise darauf in Niedermeyers privatem Tagebuch.
„War wieder auf einem Treffen der Nachfolger des ewigen Lichts. Schönes Gemeinschaftserlebnis. Ich fühle mir dort geborgen.
Peter gehört auch zu ihnen. Dem hörte ich schon oft zu, wie er die Schlechtigkeit der Kowaks beschrieb. Er hat mir erzählt, dass die Mädchen der Kowaks wild und aggressiv sind. Bestes Ausgangsmaterial also für mich.“
Achim hat erzählt, das sei wohl der Grund, warum der Mörder immer Mädchen der Kowak-Familie einfing, um Elfen aus ihnen zu machen. Laut Convertius Magnus brauchte es wilde, gewalttätige Biester für den Umwandlungsprozess. Also ging dieser gestörte Mensch hin und holte sich die Schulhofschlägerinnen.
Eintrag von Niedermeyer: „Ich habe mich selbst überzeugt, wie gut die Kowak-Mädchen sind.“ Er lauerte am Schulhof und hat genau beobachtet, welches Mädchen besonders streitlustig und aggressiv war. Die suchte er aus und schaffte sie in seinen Keller.
Sein Pech, dass er dann einen Eintrag von Convertius fand, in dem das genaue Gegenteil stand, nämlich dass die Mädchen, die umgewandelt werden sollten, lieb und sanft sein sollten. Dieser Convertius Magnus war ja ebenfalls ein Verrückter. Der schrieb einfach auf, was in seinem kranken Hirn herumspukte. Alles durcheinander und zusammenhanglos.
Achim sagte, der Psychologe hätte Niedermeyer eine Persönlichkeitsstörung attestiert und darauf hingewiesen, wie durcheinander er manchmal war. Er folgte oft irgendwelchen Intuitionen. Auf der anderen Seite war er geradezu pedantisch. Er hat sogar absichtlich falsche Spuren gelegt.
Die Hand von Tinette Sarafina ist ein gutes Beispiel dafür. Die Tätowierung wich völlig vom bisherigen Verhalten des Entführers ab.
„Alle Welt sucht am falschen Platzl.
Allerbesten Gruß vom Schratzl.“
Das war mit einer Mohntinte auf Essigbasis in die Haut der Hand eintätowiert. Warum ausgerechnet diese seltene Tinte? Die Polizei hat sich in der Nachbarschaft Niedermeyers umgehört und dabei festgestellt, dass der Lottomann Stephan Harrer solche Naturtinten als Hobby hat. Er stellt sie selber her. Man hat die Tätowierungen mit Mohntinte von Harrer abgeglichen und festgestellt, dass es genau dieselbe Tinte ist. Niedermeyer muss sich ein wenig davon beschafft haben, als er bei Harrer auf dem Grundstück war.
Die haben dort des öfteren gemeinsam mit anderen Leuten aus der Nachbarschaft gegrillt. Noch wichtiger ist, dass Niedermeyer mit der Tätowierung die Schrift Stephan Harrers exakt imitiert hat. Er wollte wohl den Verdacht auf Harrer lenken, falls die Polizei ihm selber zu sehr auf den Pelz rückte. Harrer hatte ja ein Motiv, sich an der Familie Kowak zu rächen.
Niedermeyer legte ja auch für jeden Ausflug nach Runsach seine Verkleidung als Schratzl an: Bart und ausladenden Schnurrbart. Es gab sogar einen Schratzlhut, so einen Schlapphut aus Filz, wie ihn der Zwergenpeter immer trug. Mit der Verkleidung folgte Niedermeyer einesteils den kruden Anweisungen aus dem Buch des Convertius Magnus, der verlangt, dass man während der Operationen eine solche Schratzlverkleidung tragen soll. Auf der anderen Seite lenkte er den Verdacht auf den Zwergenpeter. Und den nennt er in seinem Tagebuch dann Freund. Unglaublich.
Niedermeyer hat Runsach aus einem bestimmten Grund als sein Jagdrevier auserkoren. Im Buch von Convertius Magnus ist die Rede von einer Schnittstelle der Erdstrahlen. Runsach soll ein Knotenpunkt sein. Dort träfen allerlei Erdstrahlwege aufeinander. Deswegen gäbe es dort das beste Rohmaterial, um Elfen zu erschaffen.
Dieser Convertius war ein Schwafeler. Redet mal so und dann genau anders rum. Wie die Umdrehung der Anforderungen an die Mädchen, die in eine Elfe umoperiert werden sollten. Zuerst verlangt er wilde, aggressive Biester und weiter hinten im Buch salbadert er von sanften, lieben Mädchen. Zum Schluss glaubte Niedermeyer, es brauche beides.
Niedermeyer hat sich für Chayenne Kowak entschieden, weil er direkt mitbekam, wie sie sich von einem wilden Biest in ein liebes, sanftes Mädchen verwandelte. Das steht alles in seinem Tagebuch.
Dieser gestörte Mensch hat entsetzliches Leid über die Mädchen und ihre Familien gebracht.
Es ist gut, dass er tot ist.


*

Stephan füllte ein neues Hochbeet. Inzwischen hatte er zehn Stück hinterm Haus. Sein Garten wuchs. Unten hatte er Steinbruch und Schotter eingefüllt, um die Wühlmäuse fernzuhalten. Darüber gab er groben Holzschnitt, Äste und Zweige, dann hatte er Mutterboden drauf getan und zum Schluss kam Komposterde in das Hochbeet. Mangels eigenem Kompost hatte er den Kompost säckeweise in der Kompostieranlage in Achen gekauft.
„Nächstes Jahr habe ich meinen eigenen Kompost“, sagte Stephan zum Leutnant, der ihm wie üblich folgte wie ein kleiner Schatten.
Ein Wagen fuhr vor. Er bog in die Einfahrt zur Garage ein. Mit grollendem Motor kam der Morgan zum Stehen. Monica stieg aus. Sie winkte: „Ich habe in Achen die Johannisbeersträucher bekommen. Rote und weiße.“
„Prima.“ Stephan umarmte sie. Er warf einen Blick auf den Morgan. Es war ein Morgan Plus 4 Zweisitzer, der Vierzylinder mit 156 PS. Der Wagen war in dunklem British Racinggreen lackiert und hatte schwarze Speichenräder. Sie hatten den Morgan seit einer Woche und Stephan sah ihn nur selten. Moni hatte den Flitzer für sich beansprucht. Sie fuhr ihn fast ständig.
Vorm Haus rief jemand: „Stephan? Moni? Seid ihr da?“
Der Spitz sauste bellend ums Haus herum. Stephan und Monica folgten ihm. Vorm Haus standen Matthias und Astrid Baumann mit ihren Kindern Selma und Nadja.
„Grüß euch“, sagte Stephan. „Schön, dass ihr vorbei schaut.“
„Wir sind nicht zu Besuch“, sagte Matthias. „Wir wollen dich was fragen.“
„Du hast doch mal gesagt, dass du Interesse an Eugen Niedermeyers Scheune hättest“, sagte Astrid, „also an dem gesamten oberen Teil von Niedermeyers riesigem Landstück.“
„Ja, habe ich“, antwortete Stephan.
„Wenn du uns einen gescheiten Preis zahlst, könntest du das Land haben“, sagte Matthias. „Aber es eilt.“
„Niedermeyers Bude steht zum Verkauf?“ Stephan war überrascht. „Das ist das Neueste, was ich höre.“
„Es stand heute morgen im Internet“, berichtete Astrid. „Um halb zehn ging die Anzeige online. Wir sind gleich hergekommen. Weißt ja, dass wir dringend ein Haus brauchen. Also das Haus wäre schlicht genial. Aber der Preis! Obwohl die Erben den Kaufpreis niedriger angesetzt haben, weil sie sich denken konnten, dass keiner ein Haus kaufen möchte, in dem Kinder umgebracht wurden, ist er immer noch sehr hoch.“
„Zu hoch für uns“, sagte Matthias. „Wir wollen uns auf keinen Fall zu hoch verschulden. Aber wenn du uns den ganzen oberen Teil des Grundstücks abkaufen würdest, würden unsere finanziellen Mittel ausreichen. Der untere Teil des Gartens ist mehr als groß genug für uns. Wir brauchen nicht so viel Land. Wir haben ja noch das riesige Stück neben dem Haus.“
„Ja und du wolltest doch diese Scheune als Lokschuppen“, sagte Astrid. „Wir dachten, vielleicht würdest du den gesamten oberen Teil des Grundstückes kaufen.“
„Das klingt nicht übel“, meinte Stephan. Er nahm Monica in den Arm. „Was meinst du?“
„Kauf es“, antwortete sie. „Du willst es doch haben. Wenn der Sauter dir dann noch die über zwei Hektar abtritt, haben wir genug Land, um sogar unser Brotgetreide selber anzubauen. Dann haben wir gutes Mehl für unseren Backofen.“
Stephan wandte sich an die Baumanns: „Also einverstanden. Ich kaufe euch das obere Grundstück ab.“
„Es müsste aber sofort sein“, sagte Matthias. „Die andere Partei ist auf dem Weg zur Bank, um das Finanzielle abzuklären. Die brauchen eine Zwischenfinanzierung. Wenn die von ihrem Kreditinstitut grünes Licht bekommen, schlagen sie zu und kaufen uns das Haus vor der Nase weg. Der Makler ist noch nebenan im Haus von Eugen Niedermeyer. Er will auf sie warten. Du müsstest uns also auf der Stelle zusagen.“
„Da waren noch welche, die das Haus wollten?“ Stephan wunderte sich.
Astrid nickte. „Die waren sogar vor uns da. Halt dich fest. Es sind die Webers.“
Stephan hatte das Gefühl, eine riesige Gräte im Hals stecken zu haben: „Die Webers? Die Stachelbeer-Webers? Die Typen, die mein Haus in Runsach gekauft haben?“
„Ja“, antwortete Matthias. „Die wollen weg von Runsach.“ Er grinste schief: „Sie haben sich mit ihren Nachbarn überworfen.“
Stephan schüttelte den Kopf. Die Webers. Die Ultra-Nerv-Webers als Nachbarn? Niemals!
„Ich zahle euch jeden Preis. Los, gehen wir rüber zu diesem Makler. Sagt zu, dass ihr das Haus kauft. Unterschreibt auf der Stelle den Kaufvertrag.“
Gemeinsam zogen sie los, der Spitz vorneweg.

Kleine selbstgezeichnete Landkarte von Stephan Harrers und Eugen Niedermeyers Grundstücken:

[IMG]http://Rhensach-Karte by kibitzel, on Flickr[/IMG]

06.04.2015 15:08 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
Zaunkönig
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Beiträge: 58

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Die große Aufregung ist vorbei, die Spannung hat sich gelegt, der Mörder ist gefaßt, die Fragen sind beantwortet. Deswegen ein Juchhuu, die Geschichte läuft weiter und die abendliche Lesestunde ist gerettet großes Grinsen
Mal schauen was noch so passiert, vielleicht nimmt uns Stefan sogar noch mit auf die große Jungfernfahrt seiner Bimmelbahn cool

Viele Grüße
Zaunkönig

07.04.2015 18:26 Zaunkönig ist offline Email an Zaunkönig senden Beiträge von Zaunkönig suchen Nehmen Sie Zaunkönig in Ihre Freundesliste auf
 
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