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Stefan Steinmetz
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Der Elfenmacher(44) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Arne Ellerbrok, Runsach:
Leonhard Kowak ist auf freiem Fuß. Sie mussten ihn laufen lassen.
Es ist eine Hand per Post gekommen. Das Paket war an die Mutter von Tinette Sarafina adressiert. Inhalt: Die linke Hand ihrer Tochter.
Diesmal mit einer Tätowierung auf dem Handrücken:
„Alle Welt sucht am falschen Platzl.
Allerbesten Gruß vom Schratzl.“
Dunkelrote Schrift, mit einer normalen Stecknadel eintätowiert, sagt Achim Meese. Die Chemiker der Polizei haben die Tinte identifiziert. Sie besteht aus dem Farbstoff von gemeinem Klatschmohn auf Essigbasis. Selbstgemachte Mohntinte.
Den Salami-Leo können sie jetzt nur wegen Umweltverschmutzung, Sachbeschädigung und Diebstahl belangen. Er ist ganz offensichtlich nicht der Entführer. Wer dann?
Eusebius van Gorken? Kaum denkbar. Obwohl es seinem verqueren künstlerischen Sportsgeist entspräche, ein Mädchen unter den Augen der Eltern verschwinden zu lassen. Aber Kendra Tiara ist ja am nächsten Morgen wohlbehalten wieder aufgetaucht. Van Gorken sieht aus wie ein Schratzl, aber den hat auch Leonhard die Salami-Heulboje gespielt, um Chayenne Kowak zu ängstigen. Sagt er jedenfalls: „Ich wollte sie wirklich nur erschrecken.“
„Das ist ein ganz Gerissener, Arne!“ sagte Achim. „Und da ist noch was: Diese Tätowierung auf der abgesägten Hand. Die passt so gar nicht zu unserem Täter. Das sagt auch der Profiler, der an dem Fall beteiligt ist. Die Hand von Tinette Sarafina wurde nicht einfach zurück geschickt. Es stand eine Botschaft darauf, eine Botschaft an die Polizei. Der Profiler meint, es sei ein hingeworfener Fehdehandschuh. Der Täter will uns herausfordern. Der wird frech. Der macht sich über uns lustig. Die Tätowierung auf der Hand ist eine Verhöhnung der Ermittler.
Aber nur in diesem Fall. Vorher kam immer nur die abgesägte linke Hand. Sonst nichts. Alles spricht gegen den bisherigen Täter.“
„Bisherigen?“ fragte ich.
Achim nickte: „Bisherigen. Der Profiler hat gesagt, es könnte sich im Falle von Tinette Sarafina um einen Trittbrettfahrer handeln.“
„Das ist nicht dein Ernst!“ sagte ich. „Dass einer hingeht und es nachmacht, einfach weil … weil er das geil findet oder super.“
„Es gibt solche kranken Typen“, sagte Achim.
„Ein Nachahmer?“ fragte ich. „Und wer ist der „echte“ Täter?“
„Leonhard Kowak. Alles deutet auf ihn hin. Er war auf einmal sehr selbstbewusst, als die Hand angekommen war. Richtig keck hat der sich aufgeführt. Dabei hat er vorher die Heulboje gegeben. Wir nannten ihn nicht umsonst den Wasserhahn. Wir mussten ihn laufen lassen. Am liebsten würden wir ihn rund um die Uhr observieren, aber das haben wir nicht durchdrücken können.
Der Kerl hat ein verqueres Verhältnis zu erwachsenen Frauen. Der Profiler sagt, der Entführer sei wahrscheinlich ein Triebtäter. Die Taten seien sexuell motiviert. Der Täter vergreift sich an kleinen Mädchen, weil er sich an erwachsene Frauen nicht rantraut. Die abgesägten Hände der Mädchen scheinen Teil eines festen Rituals zu sein. Das muss ein brutaler Lustmörder sein.“
„Es gibt bisher keine Leichen“, hielt ich dagegen.
„Wie du schon sagst“, meinte Achim. „Bisher. Er hat sie irgendwo vergraben, schätze ich. Dieser Heulbojen-Leo ist ein ganz und gar Bösartiger. Das glaube ich wirklich.“
„Kommt dir das nicht etwas weit hergeholt vor?“ fragte ich.
„Auf den ersten Blick vielleicht“, sagte Achim. „Wenn da nicht noch das andere wäre: Wir haben in diesem geheimen Raum etwas gefunden: Schlüssel! Es waren nachgemachte Schlüssel zu etlichen Häusern der Kowak-Sippe. Wurde bereits überprüft. Er hatte Nachschlüssel für alle Häuser, aus denen Mädchen entführt wurden. Und die restlichen Schlüssel gehören zu Kowak-Häusern, in denen Mädchen im Alter von zehn bis elf Jahren leben. Ich denke, das sagt alles. Wir behalten den Kerl im Auge.“

*

Stephan Harrer lief durch den Erdstall zurück nach Rhensach. Er hatte wieder eine Aktion durchgeführt.
Bald bin ich soweit, dachte er. Siegfried Kowak, freu dich! Die Einschläge kommen immer näher. Dein Liebstes habe ich bis zum Schluss aufgespart. Damit es dich mitten ins Herz trifft, du Scheißkerl! Schade, dass ich nicht zusehen kann, wenn du weinst. Du wirst weinen! Ja, das wirst du!
Die Taschenlampe ging aus.
Scheiße! Was ist denn jetzt los?
Stephan stand im Dunkeln. Er befingerte die kleine Diodenlampe. Drückte den Schalter mehrmals. Nichts. Es blieb stockdunkel.
Kann nicht sein. Die Lampe hat ein Dutzend Leuchtdioden. Wenn eine ausfällt, brennen die anderen weiter.
Sie brannten aber nicht. Stephan fühlte sich plötzlich ausgesprochen unwohl. Er schüttelte die Lampe. Helles Licht flackerte auf.
Manno! Musste das sein? Ist die Batterie leer?
Stephan setzte sich wieder in Bewegung.
Wird die Batterie leer? Nein. Sieht eher nach einem kleinen Kurzschluss aus. Ich muss mir eine neue Taschenlampe besorgen. Kann ja nicht angehen, dass ich während einer Aktion Erdstall plötzlich im Dunkeln stehen. So ein Mist!
Im Weitergehen dachte er über den kleinen Zwischenfall nach. Beinahe kam es ihm so vor, als wolle das Schicksal ihm einen Wink geben: Bis hierhin und nicht weiter, Stephan Harrer! Es reicht allmählich! Was du da abziehst, geht auf keine Kuhhaut! Du hörst jetzt besser auf!
Nichts lieber als das, dachte er.
Es kotzte ihn an. Er hatte keine Lust mehr. Zu Beginn war das anders. Richtig toll hatte er sich gefühlt. Es hatte Spaß gemacht, durch den Erdstall nach Runsach zu gehen und den Kowaken alles heimzuzahlen. Auge um Auge. Zahn um Zahn. Was ihr liebt, will ich euch nehmen. Ich will vernichten, was ihr liebt. Ihr verdient es. Ja.
Inzwischen belastete es ihn immer stärker. Wenn er an das dachte, was er demnächst nächtens tun würde, fühlte er sich miserabel.
Wenn Moni wüsste, was für einer ich bin! Wenn die wüsste, wie es in meinem Oberstübchen aussieht! Ja so ist das, wenn man der dunklen Seite in sich nachgibt. Das Böse bekommt Macht über einen. Man wird selber böse – bösartig bis ins Mark. Man wird gemein und brutal. Man verleugnet sein Gewissen. Man tut Ungeheuerliches.
Stephan bog in den Gang ein, der ihn in seinen Keller führte.
Ich höre nicht auf, dachte er mit neuerwachter Entschlossenheit. Nicht derart kurz vor der Erfüllung. Ich mache weiter bis zum bitteren Ende. Ich bin so weit gekommen, ich kann keinen Rückzieher mehr machen. Ihr bekommt, was ihr verdient, ihr Kowak-Schweine!
Übermorgen Nacht schlage ich wieder zu. Übermorgen ist die Nacht der Nächte.
Du kannst dich freuen, Siegfried Kowak!

23.03.2015 17:41 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
 
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