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Stefan Steinmetz
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Dabei seit: 10.02.2006
Beiträge: 1733

Der Elfenmacher(33) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Polly war zum Putzen da. Wie schon den ganzen Sommer über wieselte sie barfuß über den Küchenboden und schwang den Wischmop. Stephan warf einen Blick auf die bloßen Füße des Mädchens. Dann schaute er nach unten. Er hatte ebenfalls keine Schuhe an. Reine Bequemlichkeit. Konnte man ja zuhause machen. Aber er hatte gleich montagsmorgens Gartenschuhe gekauft. Es gab Crocs und Clogs und was-sonst-noch. Allesamt waren das Schuhe, in die man leicht hinein schlüpfen konnte. Man musste sich nicht hinhocken und sie umständlich zubinden. Stephan hatte sich geschworen, nie mehr barfuß in seinem Garten herumzulaufen, es sei denn er wusste ganz genau, das der gute Bienerich auf einige Tage weg war, um irgendwo in der Weltgeschichte seine Alarmanlagen zu installieren.
Ihm war noch immer merkwürdig zumute, wenn er an Eugen Niedermeyer dachte. Vor seinem inneren Auge sah er den Mann, wie er Fotos schoss, wie er ihn anlächelte. Dieses Lächeln von Eugen. Erst jetzt wurde Stephan klar, dass Eugen nur ihn auf diese Art angelächelt hatte. Der Bienerich. Der Warmerich. Oh Mann!
Es klingelte. Kläffend sauste der Leutnant zur Haustür, Stephan hinterdrein. Es war Monica.
„Hallo Schatz.“ Sie fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Dann streichelte sie den Spitz. „Ist dein Backofenbausatz schon da?“
„Wo denkst du hin?“ Stephan machte eine abwehrende Geste. „Die haben gesagt: Ende der Woche. Das Zeug wird ja mit einem eigenen kleinen LKW geliefert.“ Er lächelte sie an: „Ich bin aber total fickrig auf das Teil. Ich kann es kaum abwarten. Endlich wieder was zum Selberbauen. Hast du Zeit? Wenn du Lust hast, kannst du nachher mitfahren nach Achen. Ich will mir die Holzhäuschen anschauen. Einige stehen fertig aufgebaut auf dem Gelände des Gartencenters. Die anderen kann man sich im Katalog anschauen.“
„Gerne.“ Sie schmiegte sich an ihn. „Ich habe einen Nachmieter gefunden.“
Stephan lachte sie an: „Na toll. Dann kannst du endlich hier einziehen.“ Er fühlte wild sprudelnde Freude in sich aufsteigen. Immer wenn er mit Monica zusammen war, fühlte er sich unbeschreiblich wohl. Es war, als hätte zeit seines Lebens eine Hälfte von ihm gefehlt und wäre mit Monica zu ihm zurückgekehrt. Anders konnte er es nicht beschreiben. Er hatte noch nie einen Menschen geliebt, wie er Moni liebte. Sie passten zusammen wie Topf und Deckel.
„Wer ist denn da in der Küche?“ wollte Monica wissen. „Hast du etwa eine Andere?“
„Ja“, sagte Stephan. Er grinste.
Monica marschierte zur Küche, wo sie Polly bei der Putzarbeit vorfand. Sie tat entgeistert: „Gott! Kinderarbeit! Barbarisch! Das ist Sklaverei!“
Sie nahm Polly in den Arm und flüsterte extra laut: „Hält er dich hier gefangen? Ich kann dir helfen, du armes Kind. Ich kann die Polizei holen. Sie wird dich befreien! Die sperren ihn ein. In den Kerker. Oder ins Gefängnis. Oder ins Verlies. Oder in alle drei gleichzeitig!“ Sie schaute auf Pollys Füße: „Um Himmels Willen! Das arme Kindlein hat nicht einmal Schuhe! Wahrscheinlich legt er dir sogar eiserne Fußketten an, wenn niemand im Haus ist!“
Sie lachten alle drei.
„Ich bin froh, dass ich mir was bei Stephan verdienen kann“, sagte Polly. „Die Arbeit ist leicht und macht mir Spaß. Ich habe schon ganz viel Knete auf mein Sparbuch gepackt.“
Monica drückte sie: „Das ist fein. Ein bisschen eigenes Geld zu verdienen schadet nicht. Solange er dich nicht zur Sklavin macht. Wenn er es probiert, sag es mir. Dann ist er reif.“ Sie fasste sich an die Stirn.
„Wieder Kopfweh?“ fragte Stephan.
„Es ist nichts“, meinte Monica.
Polly packte die Putzsachen weg. „Ich bin fertig. Leutnant? Kommt er mit raus? Ich habe ein neues Springseil. Er kann mir helfen, es auszuprobieren.“ Gemeinsam mit dem Spitz zog sie ab.
Stephan nahm Monica in die Arme: „Moni, hör mal. Ich möchte dich um was bitten.“
Sie sah ihn fragend an.
„Diese Kopfschmerzgeschichte ...“ Stephan suchte nach den richtigen Worten. „Ich möchte dich bitten, zu einem Arzt zu gehen und ihm die Sache zu schildern.“
„Aber Stephan, es ist nichts“, wehrte Monica ab. „Wirklich.“
Stephan blickte zu Boden. „Das dachte meine Mutter auch“, presste er hervor. „Bis es zu spät war. Als die Schmerzen unerträglich wurden und sie zum Arzt ging, konnte man nichts mehr für sie tun. Du weißt, dass sie sehr jung gestorben ist.“ Er schaute Monica bittend an: „Ich habe einfach Angst, Moni. Wahrscheinlich hast du Recht und es sind simple Kopfschmerzen, wie wir sie alle ab und zu haben. Aber es könnte etwas Anderes dahinterstecken. Ich wäre echt froh, wenn du zu einem Arzt gehen würdest. Wahrscheinlich ist es was total Harmloses. Vielleicht verträgst du Luftdruckschwankungen nicht. Meine Oma bekam immer Kopfweh, wenn das Wetter umschlug. Könnte auch sein, dass einer deiner Halswirbel auf einen Nerv drückt. Ich möchte mir einfach keine Sorgen machen müssen. Ich liebe dich Moni. Bitte, geh zum Arzt.“ Mit jedem Wort wurde seine Stimme drängender.
Sie schaute ihn lange an, ohne ein Wort zu sagen.
„Ich glaube nicht, dass es etwas Körperliches ist“, sagte sie. Er konnte ihren Blick nicht deuten. „Eher was Seelisches.“ Sie seufzte. „Na gut. Ich gehe zum Arzt. Dir zuliebe.“ Sie umarmte und küsste ihn.
„Danke“, sagte Stephan. Er drückte sie an sich.
Draußen vorm Haus begann der Spitz zu kläffen wie irre.
Stephan ließ Monica los: „Was geht da ab?“ Er lief zur Haustür. Jemand brüllte auf der Straße herum. Der Leutnant bellte wie blöde.
Als Stephan und Monica aus dem Haus kamen, sahen sie von schräg gegenüber Georg und Sandra angelaufen kommen.
Vor Eugen Niedermeyers Haus parkte ein teurer Sportwagen. Stephan staunte nicht schlecht. Er hatte noch nie einen Aston Martin in natura gesehen.
Neben dem Aston Martin stand Polly, ihr Springseil in der Hand. Sie redete auf einen großgewachsenen Mann mit Bart und ausladendem Schnurrbart ein, der einen Panamahut trug. Der Mann hopste schreiend im Kreis herum, während ihm der Spitz abwechselnd rechts und links an der Wade hing wie eine zugeschnappte Rattenfalle. Immer wieder kniff der Spitz den Mann in die Unterschenkel, wobei er die Knabberaktion mit ohrenbetäubendem Gebell begleitete.
Georg raste an Stephan und Monica vorbei. „Was tun Sie da? Finger weg von meiner Tochter!“
Der Fremde hopste weiterhin schreiend im Kreis herum. „Um Gottes Willen! Halt mir einer dieses Kampfungetüm vom Leibe!“ brüllte er. „Ich wollte doch nur dafür sorgen, dass mein Automobil nicht zerkratzt wird. Zu Hilfe!“
„Leutnant!“ Stephan rief den Spitz. „Aus! Komm zu mir! Hierher!“
Es dauerte rund drei Sekunden, bis der Spitz seinen Angriff stoppte. Sichtlich widerwillig trabte er zu seinem Herrchen, dabei immer wieder über die Schulter schauend und den Fremden verbellend.
„Ist gut jetzt“, sagte Stephan und hielt den Hund fest. „Du hast gut auf Polly aufgepasst. Braver Hund. Aber jetzt ist es gut, ja?“
Der Leutnant knurrte noch einmal ausgiebig, dann gab er Ruhe. Er schoss von Stephan weg und stellte sich neben Polly auf. Er schaute den Fremden an, als wolle er ihm sagen: Wag´s nur! Na los! Trau dich, Polly noch einmal zu nahe zu kommen! Beim nächsten Mal beiß ich dir nicht in die Waden sondern ins Gekröse! Nur zu!
„Ich … ich wollte Ihrer Tochter nichts zuleide tun“, rief der Fremde. „Sie ist nur beim Seilspringen ein wenig sehr nahe an meinen Kraftwagen heran geraten. Ich wollte nicht, dass sie mir Kratzer in den Lack macht. Das ist nämlich vor einem Monat schon einmal geschehen. Die Versicherung hat nichts gezahlt, und ich hatte das Nachsehen.“
Georg baute sich vor dem Mann auf: „Was wollen Sie hier?“
Der Mann rückte seine derangierte Kleidung zurecht: „Ich wollte einen alten Freund besuchen, Herrn Eugen Niedermeyer. Leider ist er nicht zuhause.“ Der Mann verbeugte sich: „Gestatten, dass ich mich vorstelle: Eusebius van Gorken, freier Avantgardekünstler. Ich kenne Herrn Niedermeyer seit der Schulzeit. Ich war auf der Durchfahrt nach Achen und dachte mir, schaust mal bei dem guten Eugen vorbei. Leider ist er nicht im Hause. Vielleicht hätte ich vorher anrufen sollen.“
„Eugen ist unterwegs“, erklärte Stephan. „Der friemelt irgendwo in einigen hundert Kilometern Entfernung eine neue Alarmanlage zusammen.“
„Hach herrjeh!“, sagte Eusebius. „Solch ein Pech aber auch! Gottchen! Es gibt Tage, da geht es immerzu schief.“ Er lächelte Georg und Sandra entschuldigend an: „Ich bitt, sich nicht zu arg meinetwegen zu echauffieren. S´ist mir wahrhaft peinlich. Aber vor fünf Wochen, wissen Sie, da hat die siebenjährige Tochter von Nachbarn mir beim Spielen das Auto zerkratzt. Die Eltern der jungen Dame beziehen Hartz IV und da war nichts zu holen und meine Versicherung hat mir die Schadensregulierung glattweg schlankerhand verweigert. Gelumps, elendes! Die Lackierarbeiten haben ein Vermögen gekostet. Da habe ich gerade eben wohl ein klein wenig überreagiert. Bittschön verzeihen´s mir, gell? Ich hab´s nicht bös gemeint.“
Er warf dem Spitz einen anerkennenden Blick zu: „Einen tapferen Beschützer hat die junge Elfendame, das muss ich schon sagen. Ein tapferer Ritter auf vier Beinen.“
Eusebius zog den Hut. Erneut verbeugte er sich. „Ich hätt vorher anrufen sollen. Ich weiß doch, dass der liebe Eugen oft unterwegs ist. Ich habe halt immer den Kopf voll, hach Gottchen! Da schaun´s. Das Buch wollte ich ihm rasch vorbeibringen. Habe das gute Stück in einem Münchener Antiquariat entdeckt. „Die Heilpflanzen Nordeuropas“, aus dem Jahre 1781. Ein wunderbares Stück. Wo der Eugen doch diese alten Bücher sammelt. Wissen´s, der Eugen der hat Bücher von früher, mit Rezepten drin. Also echte Hexenbücher, sag ich Ihnen! Ich hab die Rezepte ausprobiert. Die sind echt! Die funktionieren! Man soll´s nicht glauben.“
Noch einmal verbeugte sich Eusebius van Gorken: „Ja also, ich mache mich dann wieder auf den Weg. Er ist ja aushäusig, der liebe Eugen. Sagen´s ihm bittschön einen Gruß vom Eugen Sebius, wenn´s so nett sein wollen. Er kennt mich nämlich unter meinem wirklichen Namen. In der Schule sind wir zusammengesessen all die Jahre. Schon damals hat der Eugen sich für alte Bücher interessiert.“
Eusebius schritt zu seinem Aston Martin. Er sperrte die Fahrertür auf und wandte sich noch einmal an alle: „Dieses Hexenbuch, ich sag Ihnen, unglaublich was da alles an Rezepten drinsteht! Und alles funktioniert! Die Flugsalbe, die hab ich mal ausprobiert, aber erzählen´s das nicht weiter, bittschön.“ Van Gorken lachte übers ganze Gesicht. Sein ausladender Schnurrbart wackelte auf und ab. „Unglaublich, sag ich Ihnen! Und ganz einfach geht’s! Die Pflanzen für die Rezepturen wachsen allüberall hier in unserer schönen Gegend. Grüß Gott miteinander und Servus.“
Eusibius van Gorken stieg in seinen Wagen. Er schnallte sich umständlich an und startete den Motor. Mit wildem Fauchen erwachte der Sechs-Liter-Zwölfzylinder zum Leben. Eusebius fuhr an. Grollend setzte sich der britische Sportwagen in Bewegung. Bald war er hinter der nächsten Straßenbiegung verschwunden.
„Das ist ja ein Ding!“ sagte Sandra. „Eusebius van Gorken, der berühmte Künstler, persönlich.“
„Geiles Auto“, meinte Georg.
Stephan fasste Polly an der Schulter: „Polly? Was ist? Was guckst du so?“
„Der Mann“, sagte Polly. „Der war voll komisch.“
„Komisch?“ Georgs Kopf ruckte herum: „Inwiefern?“
„Na komisch halt!“ sagte Polly. „Der ist zu mir gekommen und hat mir ins Springseil gegriffen. Beinahe wäre ich hingefallen. Dann hat er mich so fett angegrinst und gesagt: Aber Hallöchen, junge Dame. Da hätten wir ja eine echte, eine wirkliche Elfe. Wie schön.“
Polly schaute grummelig drein: „Dann hat er weiter gefaselt und mich an der Schulter festgehalten. Das wollte ich nicht. Der sollte mich loslassen. Hat er aber nicht. Er hat er weiter gequatscht. Sagte, er könnte mich zu einer kleinen Elfe machen und ich würde berühmt werden und so ein Käse. Da habe ich mich aus seinem Griff freigemacht, aber der hat gleich wieder nach mir gegriffen und wollte mich packen. Da ist der Leutnant auf ihn los. Ich glaube, der hat gar nicht gemerkt, dass der Leutnant bei mir war, weil der gerade am Zaun war, um zu schnüffeln.“ Polly kniete neben dem Spitz und umarmte ihn: „Der Leutnant hat mich beschützt. Mir gefiel nicht, wie der Mann mich angesehen hat. Der hat so komisch ausgesehen. Der hat richtig gierig und hungrig geguckt! Als ob er mich einfangen will, um mich zu braten und aufzufressen!“
„Tatsächlich?“ Georg schaute die Straße hinunter. „Dann war es ja gut, dass der Leutnant zur Stelle war.“
„Das kannst du laut sagen, Papa“, meinte Polly. „Der Leutnant hat den Kerl zur Schnecke gemacht, diesen Möchtegern-Schratzl!“

14.03.2015 21:13 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
Zaunkönig
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Dabei seit: 12.03.2011
Beiträge: 58

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Wow, nun gibt es noch weitere Schratzl-Verdächtige! So langsam muss ich mir die ungeklärten Dinge aufschreiben Augenzwinkern


  • Was hat es mit Stephans Erdtunnel
  • und Stephans Höhle in der Heide auf sich
  • Was versteckt Eugen in seinem verschlossenen Schuppen
  • Wofür muss Stephan Schlösser knacken können
  • Was haben die Kowaks angestellt, dass Stephan so einen Hass auf sie hat
  • Wofür wird die Elfe gebraucht
  • Wofür ist die Membran nötig
  • .......

Auf jeden Fall vielen Dank für deine Schreibwut!

Viele Grüße
Zaunkönig

Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Zaunkönig am 15.03.2015 00:34.

15.03.2015 00:30 Zaunkönig ist offline Email an Zaunkönig senden Beiträge von Zaunkönig suchen Nehmen Sie Zaunkönig in Ihre Freundesliste auf
 
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