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Stefan Steinmetz
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Der Elfenmacher(23) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Es war Montagnachmittag. Polly reparierte vorm Haus ihr Fahrrad. Der Bremszug der Vorderradbremse war gerissen. Sie hatte einen neuen gekauft, als sie mit der Schule fertig war und ihn in die Hülle gefriemelt und durchgeschoben. Oben hatte sie den Kopf des Zugs in die Halterung des Bremshebels gesteckt und nun war sie dabei, den Bowdenzug unten mittels einer Zange durch die Lochung zu ziehen und gleichzeitig die Feststellmutter anzuziehen. Dazu brauchte sie eigentlich drei Hände. Da sie nur zwei hatte, rutschte der verflixte Zug immer wieder aus der Lochung. Erst nachdem Polly einige Ausdrücke von sich gegeben hatte, die ihrer Mutter besser nicht zu Ohren kamen, gelang es ihr den Zug zu befestigen.
„Manno! Mistding, elendes! Wehrt sich wie eine Klapperschlange!“ Sie machte eine Bremsprobe. „Na also! Geht doch!“
Während sie das Werkzeug zusammenräumte, dachte sie an den Vormittag. Sie hatte den ganzen Morgen damit gerechnet, dass Chayenne Kowak mit ihren doofen Cousins anrücken würde, um ihr eine Abreibung zu verpassen. Tatsächlich war Chayenne auch um Polly herumgeschlichen. Von Schrööm Schööl und Mahwien war jedoch nichts zu sehen. Auch sonst hatte Chayenne keinen Kampf-Kowaken im Schlepptau. Das war seltsam.
Seltsam war auch, dass Chayenne nicht offen auf Polly losging. Sie schien ihr zu folgen, unternahm aber nichts.
Als ob sie auf eine passende Gelegenheit gewartet hätte, dachte Polly.
Das wunderte sie. Chayenne Kowak war keine, die auf eine passende Gelegenheit wartete. Wenn die einen Krach vom Zaun brechen wollte, ging sie einfach auf ihre Gegnerin los.
Vielleicht war die Streitliese mit ihren Gedanken woanders. Es war wieder ein Mädchen entführt worden – ein Kowak-Mädchen. Clara Malvine Kowak. Zehn Jahre alt.
Auf der Straße näherte sich ein Fahrrad.
Oh nein!, dachte Polly. Wenn man vom Teufel spricht. Man braucht nicht mal sprechen. Denken reicht schon.
Chayenne Kowak kam die Straße hoch geradelt. Vor Pollys Haus stieg sie ab.
Was wird dass denn? Will sie etwa hier vor unserem Haus Krach anfangen? Polly bereitete sich auf einen Kampf vor. Sie würde sich von der miesen Zicke nicht den Schneid abkaufen lassen.
Chayenne schob ihr Fahrrad nahe an Kolbes Gartenmauer und stellte es auf den Ständer. Die ganze Zeit schaute sie irgendwie komisch. Meist guckte sie auf den Boden. Polly wunderte sich immer mehr. Was war denn mit der los?
Polly stand jetzt genau an der Gartenpforte. Das Türchen aus geschmiedeten Eisenstäben war die Grenze. Die durfte eine wie Chayenne Kowak nicht überschreiten. Polly musterte ihre Kontrahentin mit finsterem Blick.
Chayenne kam zu ihr. Vor der Gartenpforte blieb sie stehen. Polly fiel auf, wie hübsch Chayenne war. Sie hatte dichtes, schwarzes Haar, das sich ganz schwach lockte und tiefblaue Augen. Ihr hellhäutiges Gesicht war zart und von prinzessinnenhaftem Liebreiz. Chayenne war wie alle Kowak-Mädchen eine kleine Schönheit. Wenn sie erst mal fünf oder sechs Jahre älter wäre, würde sie den Jungs in Runsach den Kopf verdrehen. Alle Kowak-Mädchen waren ausnehmend hübsch.
Wenn sie nur nicht so ein widerliches Aas gewesen wäre.
„Polly?“ Chayennes Stimme war ganz leise. Sie stand mit hängenden Schultern da. So schüchtern hatte Polly das Mädchen noch nie erlebt. Nicht schüchtern, korrigierte sie sich. Ängstlich. Chayenne hatte Angst. Was war bloß los mit der?
Chayenne druckste herum. Schließlich holte sie tief Luft und sagte: „Polly? Bitte … kannst du mir … ich … ich möchte dich um Verzeihung bitten. Weil ich so biestig war. Ich will es auch gewiss nicht mehr tun. Ich lasse in Zukunft Anika in Ruhe. Ich versprechs.“ Sie schaute Polly aus großen Augen an. „Bitte Polly, verzeih mir. Bitte! Sonst holt er mich! Bitte nimm die Beschwörung zurück. Bitte, Polly! Sag dem Schratzl, er soll mich nicht holen, ich fleh dich an. Ich bin auch immer friedlich. Ich tu nichts mehr. Ich schwörs.“
Polly blieb die Luft weg. Was war denn jetzt kaputt? Sie sah, dass Chayenne kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Das Mädchen hatte Angst, furchtbare Angst.
Chayenne hob flehend die Hand: „Bitte Polly, frag deine Oma, wie man die Beschwörung zurücknimmt. Ich will nicht, dass der Schratzl mich holt. Er tut Schreckliches mit den Mädchen, die er verschleppt. Meine Uroma Lieselotte hats mir gesagt. Er entführt die Mädchen in sein Schratzlloch und dort tut er ihnen Unaussprechliches an. Er bringt sie ganz langsam um und sie müssen unter entsetzlichen Qualen sterben. Sie leben noch, wenn er ihnen die Hand absägt. Meine Uroma hats gesagt.“
Polly war so baff, dass sie keinen ganzen Satz herausbrachte: „Aber … ich ...“
Chayenne schaute sie aus großen Augen an. Ihre Unterlippe zitterte: „Er war da! Der Schratzl! Abends ist er gekommen, um mich zu holen!“ Sie schniefte und rieb sich die Augen. „Ich war am Freitag bei meiner Tante und hab da die Hausaufgaben gemacht und bin zum Abendessen geblieben. Das mach ich immer, wenn Mama im Krankenhaus Spätdienst hat und Papa in der Firma Mittagschicht. Er ist doch in der neuen Firma in Achen und da muss er dauernd Spätschicht machen. I-I-Ich war auf dem Nachhauseweg. Im Dunkeln. Ich war grade am Dorfplatz, da habe ich ihn gesehen. Den Schratzl. Er ist hinter mir her.
Ich habe gleich gemerkt, dass mir jemand folgt. Ich bin extra abgebogen und der ist mir hinterher. Dann bin ich in die Lindenstraße gelaufen und er war immer noch hinter mir. Ich fing an zu rennen und der rannte auch.“
Polly lauschte atemlos, was Chayenne erzählte.
„Ich bekam schreckliche Angst“, fuhr das Mädchen fort. „Ich wusste plötzlich: Das ist der Schratzl und der will mich holen und in seinen Erdstall verschleppen. Ich bin gerannt, so schnell ich konnte, aber ich konnte ihn nicht abschütteln. Bei Gedingers Geschäft bin ich in schmalen Fußweg rein in der Hoffnung, ihn abzuschütteln, aber der holte sogar noch auf.
Da wusste ich nicht mehr ein noch aus. Ich bin zwischen zwei Häusern über den Gartenzaun und übern Rasen gerannt und dann hab ich mich in einem dunklen Hauseingang geduckt.“
Mit pochendem Herzen hockte Chayenne Kowak auf den gefliesten Treppenstufen. Sie versuchte nicht zu laut zu schnaufen, um den Verfolger nicht auf sich aufmerksam zu machen. Sie hatte Angst wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie war verzweifelt. Was sollte sie tun? Sie war ganz allein auf der Straße. Sollte sie um Hilfe rufen? Dann würde der Kerl sie hören und auf sie losgehen. Also blieb sie ganz still auf der Treppe hocken und hoffte, der Schratzl würde sie nicht sehen.
Von hinten näherten sich gedämpfte Schritte. Wie ein Schleichen klang das. Jemand kam über den Rasen, den Chayenne gerade im Laufschritt überquert hatte. Sie hörte ein seltsames Schnaufen. Im spärlichen Licht einer weit entfernt stehenden Straßenlaterne sah sie einen langen Schatten übers Gras wandern. Dann tauchte eine schwarze Gestalt in der Dunkelheit auf. Chayenne biss sich auf die Unterlippe, um einen Schrei zu unterdrücken.
Der Schratzl war da. Er kam sie holen. Sie begann unkontrolliert zu zittern. Immer näher kam der bedrohliche Schatten. Er keuchte und schnaufte. Chayenne saß vor Schreck erstarrt wie das Kaninchen vor der Schlange.
Der Schatten wer jetzt genau neben ihr. Jeden Moment musste der Schratzl sie sehen.
„Wo bist du, Chayenne?“ flüsterte die gebückt gehende Gestalt. „Wo bist du, mein Mädchen? Ich komme dich holen. Ich bringe dich in meinen Keller.“
Chayenne wagte nicht zu atmen.
Der Schratzl machte einen Schritt nach vorne. „Mädchen, Mädchen, wo bist du?“ wisperte er. Chayenne erkannte in der Dunkelheit keine Einzelheiten. Es kam ihr so vor, als hätte der Schratzl einen Schlapphut oder ähnliches auf dem Kopf. Sie meinte, einen ausladenden Schnurrbart zu sehen.
Noch ein Schritt. „Ich kriege dich, Chayenne Kowak! Du brauchst dich nicht zu verstecken! Ich weiß genau, wo du steckst!“
In diesem Moment machte sich Chayenne vor Angst in die Hosen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und presste die Augen zu. Sie versuchte, die Wirklichkeit auszusperren. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie Angst bekam, es müsse jeden Moment aus ihrem Hals heraus hüpfen.
Die grauenhafte Flüsterstimme genau neben ihrem Kopf: „Ich kriiiieg dich, Chayenne! Du entkommst mir nicht! Du bist mein!“
In Chayennes Schoß sprudelte es noch immer. Sie fühlte, wie sich warme Nässe dort unten ausbreitete. Erschrocken riss sie die Augen auf.
Der Schratzl schnüffelte laut. Er schnüffelte wie ein Hund.
Chayenne blieb das Herz stehen. Oh Gott! Er riecht, dass ich mich vor Angst nass gemacht habe! Er kann mein Pipi riechen!
„Chayenne!“ wisperte der Schratzl. Sein gebückter Oberkörper wiegte sich hin und her. „Wo bist du?“ Er drehte den Kopf. Er sah Chayenne genau an.
In Chayennes Unterleib drückten und pressten die Muskeln noch wilder vor Schreck, aber es war nichts mehr in ihr drin, das herausgepresst werden konnte. Es war alles in ihr Höschen gegangen und nässte ihre Jeans und die Treppe, auf der sie saß.
Er hat mich gesehen! Jetzt kriegt er mich!
Eisiges Entsetzen kroch in Chayenne hoch. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Jetzt hätte sie schreien müssen, aber sie brachte keinen Laut hervor.
Der Kopf des Schratzls drehte sich weg. „Chayenne!“ säuselte er mit dieser fürchterlichen Knisterstimme. „Kleine Chayenne! Wo bist du?“ Er setzte sich in Bewegung.
„Chayenne?“ Schon war er vorne an der Straße. Er schaute sich geduckt nach allen Seiten um. Dann bog er nach rechts ab.
Chayenne hockte zusammengekrümmt auf der Treppe. Sie stieß leise Wimmerlaute aus. Sie zitterte am ganzen Leib. Unter ihrem Po wurde es kalt.
Chayenne rührte sich nicht. Sie blieb eine Viertelstunde lang auf der Treppe sitzen. Sie wollte den Platz in der sicheren, dunklen Ecke nicht verlassen. Aber die Kälte unter ihrem Schoß wurde immer unerträglicher. Und Chayenne wollte heim. Sie wollte nach Hause. Unbedingt. Sie erhob sich. Mit zittrigen Knien tapste sie zur Straße. Genau wie zuvor der Schratzl duckte sie sich und schaute sich nach allen Seiten um. Angestrengt musterte sie alle dunklen Ecken im schummrigen Licht der wenigen Straßenlaternen.
Lauerte der Schratzl irgendwo? Wartete er wie die Spinne im Netz, bis sein Opfer sich hervorwagte? Oder war er weggegangen?
Chayenne wartete weitere fünf Minuten. Dann bog sie in die entgegengesetzte Richtung ab, die der Schratzl genommen hatte. Sie lief dicht an den Gartenmauern und -zäunen entlang. Immer wieder schaute sie sich um, gehetzt und mit klopfendem Herzen. Sie sah niemanden und sie hörte keine Schritte, die sie verfolgten.
Schneller! Dort vorne ging es in die Gründergasse. Von dort war es nicht mehr weit bis zuhause. Sie wollte im Laufen den Haustürschlüssel aus der Jeans fummeln, damit sie ihn schnell ins Schloss stecken und aufschließen konnte. Damit sie ganz, ganz fix ins Haus hinein kam und die Tür hinter sich zuschlagen konnte.
Abbiegen. Schnell, Chayenne, schnell! Beeil dich! Wer weiß, ob der Schratzl sich noch in der Nähe herumtreibt. Sie huschte wie ein Schatten an den Häusern und Gärten vorbei. Schon sah sie ihr Elternhaus. Endlich. Chayenne atmete auf. Noch nie hatte der Anblick des Hauses, in dem sie wohnte, sie dermaßen gefreut. Gleich war sie zuhause.
Die schwarze Gestalt wuchs direkt vor ihr auf. Sie kam aus einer Garageneinfahrt hervor und griff nach Chayenne.
Chayenne stieß einen Schreckensschrei aus. Sie war so erschrocken, dass sie vollkommen falsch reagierte. Anstatt sich umzudrehen und wegzurennen, rannte sie in die Gestalt hinein. Sie stieß gegen einen breiten Brustkorb und prallte nach hinten. Mit rudernden Armen ging sie zu Boden. Als sie hochkam, war der Schratzl über ihr. Chayenne machte einen Satz zur Seite. Sie kam auf die Beine und rannte, was das Zeug hielt. Hinter ihr wurden Schritte laut. Der Schratzl folgte ihr.
Erst jetzt bemerkte Chayenne, dass sie in die falsche Richtung lief. Sie entfernte sich von ihrem Elternhaus. Sie drehte sich um. Zwei eisenharte Arme packten sie. Panik erfasste Chayenne. Sie ließ sich fallen. Sie rutschte aus der Umarmung heraus. Kaum war sie frei, sauste sie wieder los.
Wohin? Wo soll ich hin?
Herbert! Papas Cousin wohnte gleich um die Ecke. Schnell. Schnell! Schnell!!!
Chayenne flog durch die Nacht wie ein fliehendes Reh. Hinter sich hörte sie das Klatschen von Schuhen auf dem Asphalt. Der Verfolger gab nicht auf. Chayennes Panik wuchs. Sie nahm all ihre verbleibende Kraft zusammen und gab Gas. Noch einmal gab sie alles.
Da war Onkel Herberts Haus. Chayenne raste quer über die Straße.
„Onkel Herbert!“ schrie sie. „Onkel Herbert! Der Schratzl ist hinter mir her! Onkel Herbert!“
Sie hastete die drei Treppenstufen hinauf, die zur Haustür führten. Sie hämmerte auf die Klingel. Immer und immer wieder. Mit der anderen Hand klopfte sie gegen die Tür: „Onkel Herbert! Um Himmels Willen! Mach auf! Der Schratzl holt mich!“
Die Tür ging auf. Onkel Herberts Frau, Tante Erika stand vor ihr: „Chayenne? Was ist denn?“
Chayenne schoss an ihr vorbei ins Innere des Hauses: „Mach die Tür zu! Der Schratzl ist hinter mir her!“
Onkel Herbert kam aus dem Wohnzimmer: „Was ist denn hier los?“
„Der Schratzl!“ schrie Chayenne. Sie war außer sich vor Angst. „Der Schratzl ist hinter mir her! Beinahe hätte er mich gekriegt!“
Herbert Kowak riss die Haustür auf. Er starrte hinaus: „Ich seh keinen.“
„Er ist da!“ gellte Chayenne. Sie fing an zu weinen. „Er hat mich verfolgt. Er hat mich festgehalten. Er wollte mich verschleppen!“ Sie begann wild zu schluchzen. Ihre Tante nahm sie in die Arme.
Herbert Kowak griff zum Mobiltelefon: „Ich rufe die Bürgerwehr.“
Wenige Minuten später traf eine der Bürgerwehrstreifen ein. Die Männer suchten sämtliche Straßen und Gärten in der Nähe ab. Sie fanden nichts. Keine Spur von einem Verfolger.
Man wollte Chayenne schon sagen, sie hätte sich alles vermutlich nur eingebildet, da kam die Meldung, dass die zweite Streife eine gebückt humpelnde Gestalt gesehen hatte, die etwas über der Schulter trug. Man hatte die Gestalt bis zum Dorfplatz verfolgt und dort aus den Augen verloren.
Chayenne schaute Polly aus nassen Augen an: „Die Männer haben gesagt, es war, als wäre der Kerl vom Erdboden verschluckt worden. Polly, das war er! Der Schratzl! Als er mich nicht kriegen konnte, hat er eine Andere geholt – die Clara Malvine. Er hat sie geholt und in sein Schratzlloch geschafft und dort tut er ihr jetzt Unaussprechliches an.“
Chayenne stieß ein ersticktes Schluchzen aus: „Bitte Polly, nimm die Verwünschung zurück! Ich bitte dich von ganzem Herzen um Verzeihung. Bitte ruf den Schratzl zurück.“
Polly schaute Chayenne an: „Chayenne, das kann ich nicht.“
Chayennes Augen weiteten sich: „Wieso nicht?“
„Weil ich ihn gar nicht gerufen habe“, sagte Polly. „Ich habe das nur so daher gesagt, um dich zu schocken. Damit du aufhörst, Anika zu triezen. Ich weiß nicht einmal, ob und wie man den Schratzl rufen kann.“
„Aber er war da“, sagte Chayenne unter Tränen. „Um ein Haar hätte er mich erwischt. Er kannte meinen Namen. Er hat mich ausgesucht. Er wollte mich verschleppen.“
„Ich war es aber nicht“, sagte Polly. „Ehrlich. Ich habe mir das nur ausgedacht.“
Chayenne stand still da. Noch immer hatte sie Tränen in den Augen. Sie tat Polly leid. Chayenne Kowak war ein ekelhaftes Biest, aber im Moment hatte sie einfach nur furchtbare Angst.
„Du darfst im Dunkeln nicht mehr allein raus“, sagte sie.
Chayenne schüttelte wild den Kopf: „Nein! Auf keinen Fall! Meine Tante muss mich in Zukunft heimbringen.“ Eine Weile stand sie still da. Sie blickte zu Boden. Ihre Arme hingen herab wie gebrochene Flügel. Schließlich blickte sie Polly schüchtern an: „Polly?“ Ihre Stimme war ein kaum hörbares Piepsen: „Polly, bitte, kannst du mir trotzdem verzeihen? Ich werde nicht mehr gemein sein. Ich versprechs. Ich fange keinen Krach mehr an. Mit keiner. Ich schwörs dir.“ Chayenne sah sie flehend an: „Bitte Polly, verzeih mir.“

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Schauerlich reale Schilderung von Chayenne, da lief es mir kalt den Rücken runter.
Bei so einer Verfolgung hätte ich mich möglicherweise ebenfalls nass gemacht...

Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Zaunkönig am 07.03.2015 13:59.

05.03.2015 17:50 Zaunkönig ist offline Email an Zaunkönig senden Beiträge von Zaunkönig suchen Nehmen Sie Zaunkönig in Ihre Freundesliste auf
 
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