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Stefan Steinmetz
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Beiträge: 1733

Der Elfenmacher(12) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Stephan Harrer duschte selbstvergessen. Gleich nachdem er mit dem Leutnant Gassi gegangen war, würde er sich das nächste Modul von Pollys Schweinerei vornehmen. Drei Stück gab es inzwischen. Er kam flott voran.
Während er sich einseifte dachte er an den Traum, den er in der Nacht gehabt hatte. Er hatte von Polly geträumt. Es war einer jener seltsamen Träume gewesen, in denen man ein anderes Alter hatte. Im Traum war er ein Junge von elf oder zwölf Jahren gewesen. Er war durch einen riesigen Wald gewandert, von dem es hieß, dass es darin nicht geheuer sei. Dort sollten die legendären Wesen des Waldes hausen, der böse Schrat, die gemeinen Zwerge, Kobolde die Reisenden Streiche spielten und Einhörner und fliegende Harpyien – Geschöpfe halb Mensch und halb Vogel. Und natürlich Elfen.
Im Traum hatte Stephan keinerlei Angst gespürt. Er war frohen Mutes durch den Wald gewandert, hatte die goldenen Kringel am Waldboden betrachtet, die die Sonne malte, wenn sie durch das Blätterdach der Bäume schien und um ihn herum waren Schmetterlinge in den unglaublichsten Farben durch die Lüfte gegaukelt.
Dann hatte er die Elfe getroffen. Es war Polly. Sie trug ein richtiges Elfenkostüm, so ein kurzes Kleidchen in braunen und grünen Farben, wie er es mal auf einem Bild der Jagdgöttin Diana gesehen hatte, als er mit der Schule diese Burg besichtigte. An den Füßen trug sie flache Sandalen, die mit Riemchen an ihren Knöcheln festgemacht waren. Die Riemchen reichten überkreuz über die Waden der Elfe fast bis zu den Knien. Im Haar trug das Elfenmädchen weiße Blüten des Waldes.
Zuerst dachte Stephan, die Elfe sei vielleicht bösartig, aber sie war total freundlich und sprach mit ihm. Ihre Sprache war ein feines, fast nicht hörbares Singen. Die Elfe nahm Stephan mit in ihren Wald und zeigte ihm ihre fantastische Welt. Sie beobachteten Rehe und Wildschweinfrischlinge und junge Füchse. Sie sahen im Fluss den Nixen beim Schwimmen zu und zum Schluss führte die Elfe Stephan in ihr Dorf mitten im Wald.
Dort lebten noch viele anderen Elfen und sie wohnten in kleinen gemütlichen Häuschen aus Weidengeflecht in den Kronen der Bäume.
Auf dem Dorfplatz nahe beim Fluss stand eine große Nähmaschine, aus Kupfer und Silber geschmiedet. Über ein Wasserrad im Fluss wurde sie angetrieben und die Elfen nähten an der Maschine ihre schönen Elfenkleider in den Farben des Waldes: Braun wie der Waldboden, dunkelgrün wie Tannennadeln, hellgrün wie Buchenblätter, ockerfarben wie Heu im Sommer, rot und weiß wie die Blumen des Waldes und blau wie der Sommerhimmel.
Stephan wusch das Duschgel von seinem Körper. Er stellte die Dusche ab, trat aus der Kabine und griff nach dem Handtuch. Was für ein seltsamer Traum. Das wahrhaft Seltsame aber war, dass er den Traum wiedererkannt hatte. Er hatte fast genau das Gleiche schon einmal geträumt. Damals war er etwa zwanzig gewesen und auch in jenem Traum war er ein Junge von zwölf Jahren gewesen. Alles war genau gleich gewesen.
Bis auf die große Nähmaschine aus Kupfer und Silber. In dem früheren Traum hatten die Elfen im Dorf eine Maschine gehabt, mit der man alte Bücher reparieren konnte und die Elfe, die Stephan im Wald getroffen hatte, hatte nicht genau wie Polly ausgesehen, sondern ein wenig anders. Sie hatte die gleichen hellbraunen Augen gehabt wie Polly und auch die braunen Haare, aber ihr Gesicht war anders gewesen. Sie hatte ausgesehen wie eine Schwester von Polly, fand Stephan jetzt in der Rückerinnerung.
„Und sie war ein gutes Stückchen moppeliger“, sagte er laut. Draußen vor der Tür wuffte der Leutnant fragend.
„Ja, ja“, rief Stephan, während er in seine Jeans stieg. „Herr Leutnant sind mal wieder ungeduldig. Er kommt wohl nicht früh genug nach draußen, um unschuldige Gewächse zu bepinkeln.“
Er kratzte sich am Kinn: „Das war eine ziemlich dicke Elfe in dem Traum, den ich mit zwanzig hatte. Doch! Sah aus wie die Models in der Kaiserzeit: ziemlich muckelig.“ Er schüttelte den Kopf: „Was man manchmal für einen Käse träumt!“
Während er mit dem Spitz durch Feld und Flur wanderte, musste er an die beiden identischen Träume denken. Irgendetwas war da mit der leicht übergewichtigen Elfe aus dem ersten Traum. Komischerweise war er nämlich in die verknallt gewesen, wenn auch nur im Traum. Sie war ihm vertraut vorgekommen, diese kleine dickliche Elfe. Als ob sie sich seit Ewigkeiten kannten.
Als er später ein Brett für das nächste Modul von Pollys Schweinerei zurecht sägte, musste er immer noch an die Traumelfe denken.
Wieso kam die mir so bekannt vor? Erkannt habe ich sie aber nicht; nicht im Traum und nicht nach dem Aufwachen. Schon komisch.
Eine halbe Sekunde bevor die Haustürklingel anschlug, meldete der Leutnant mit einem kurzen Bellen Besuch. Dem Ton des Hundes nach jemand, den er kannte und den er gut leiden konnte.
Stephan ging zur Haustür und öffnete sie. Draußen stand Apollonia Kolbe mit einem Schraubdeckelglas in der Hand: „Hi Stephan.“ Sie hielt ihm das Glas hin. Etwas das aussah wie ein zermatschtes, weißes Marshmellow, schwamm in Wasser. „Ich habe dir einen Ableger von unserem Wasserkefir mitgebracht.“ Sie lächelte ihn an: „Damit du dir in Zukunft deine gesunde Limonade selber machen kannst.“
Der Leutnant drängte sich an die Beine Pollys. Sie bückte sich und streichelte ihn mit der freien Hand: „Hallo Leutnant, mein Lieber.“
Stephan ließ die Haustür aufschwingen: „Komm rein. Gehen wir in die Küche.“
In der Küche stellte Polly das Glas auf den Tisch: „Am besten, du gehst ins Internet und holst dir die Infos, die du brauchst, um den Wasserkefir richtig zu füttern. Ist dein Computer an?“
Wenig später saßen sie zu dritt vor Stephans Computer. Polly lotste ihn auf Seiten, auf denen er Informationen über den natürlichen Limonadenproduzenten erhalten konnte und der Spitz passte gut auf, dass er auch alles richtig machte.
„Wir haben unseren Wasserkefir von kombucha-shop.de“, erzählte Polly. „Du kannst auch jede Menge Zeugs auf Ebay kriegen, aber im Shop haben sie prima Pflegeanleitungen.“
Gemeinsam lasen sie, was es an Wissenswertem über den berühmten Wasserkefir zu lesen gab.
Danach setzten sie die Kefirkultur in einem großen Glasbehälter an. Es kamen Rosinen und zwei Orangenscheiben dazu.
„Das war alles“, meinte Polly gutgelaunt. Sie knuddelte den Leutnant: „In zwei bis drei Tagen hat dein Herrchen die gesündeste Limonade der Welt zum Trinken. Mit viel Vitaminen und gesunden Mineralstoffen.“
Stephan rieb die Hände aneinander: „Ich mach mich jetzt mal wieder an die Arbeit.“
Polly schaute ihn fragend an.
„Deine Schweinerei, Fräulein Kolbe“, sagte Stephan. „Ich bin an den Modulen. Zwei sind schon fertig.“
Polly bekam große Augen: „Darf ich zugucken? Ich nerve auch nicht. Versprochen.“
Stephan lächelte sie an: „Von mir aus.“ Eigentlich mochte er es nicht besonders, wenn ihm einer beim Werkeln über die Schulter schaute, aber dies hier war Polly, und Polly war etwas Besonderes. So war das nun mal.
Er nahm das Mädchen mit in seine Werkstatt und nahm die Arbeit auf. Polly hielt Wort. Sie nervte nicht. Weder fragte sie ihm Löcher in den Bauch, noch stand sie ihm ständig im Weg. Sie bezog zusammen mit dem Leutnant an einer Stelle des Raumes Position, von wo sie alles genau beobachten konnte, ohne Stephan beim Arbeiten zu behindern. Still schaute sie zu, wie er die Bretter zurecht sägte und bearbeitete, wie er mit Säge, Raspel und Bohrmaschine hantierte und er kleine Scharniere und Haken und Laschen anschraubte.
Irgendwann redete sie dann doch: „Du bist vielleicht schnell!“ Sie klang ehrlich verblüfft.
Stephan musste grinsen. „Wer langsam reit, kommt grad soweit, sagt man“, meinte er gut gelaunt. „Aber das heißt nicht, dass man bei der Arbeit einschlafen soll. Ich bewege mich zumindest schnell genug, dass nicht Spinnen ihre Netze an meinen Armen und Beinen bauen können.“
Polly kicherte. Sie wuschelte dem Spitz durchs Fell und drückte ihn: „Dein Herrchen ist lustig, Herr Leutnant. Wussten Herr Leutnant dies?“
„Waff!“ Es sah fast aus, als salutiere der Leutnant.
Stephan nahm ein neues Modul in Angriff. Dieses war etwas komplizierter, denn er wollte ein Häuschen darauf montieren und eine klappbare Pappröhre, durch die die Meersäue hindurch krabbeln konnten. Es gefiel ihm, dass Polly dabei war. Gelegentlich ging sie ihm bei einigen Arbeiten zur Hand. Sie hielt ein Brett fest, damit er ein Scharnier anschrauben konnte oder hielt eine Klappe hoch, damit er darunter hölzerne Querleisten montieren konnte, die den Meerschweinchen später als Steighilfe dienen sollten, wenn das Brett von einem Stockwerk zum anderen hinauf führte.
Er begann, jeden Handgriff zu erklären und Polly lauschte aufmerksam. Wenn sie ihm half und etwas festhielt, an dem er werkelte, kam sie ihm sehr nahe und einmal lehnte sie sich an ihn; das spürte er ganz genau. Da war wieder dieses seltsame Gefühl. Es war angenehm, das Mädchen zu spüren und gleichzeitig fragte er sich, ob es normal sei, so zu fühlen.
„Das war´s für heute.“ Stephan legte das fertige Modul zur Seite und begann die Werkbank aufzuräumen. „Wir haben fünf Module geschafft. Noch zwei oder drei Stück und wir können anfangen, die Dinger an eurer Garage zu montieren. Das gute an der Modularbauweise ist , dass man nicht gleich alles aufbauen muss.“
Polly freute sich: „Au ja! Sowie wir die ersten Bretter montiert haben, rufe ich Dunja an. Dann kann sie mit Sir Arthur zu Besuch kommen.“ Sie drückte den Großspitz, der ihr treu zur Seite stand: „Und Herr Leutnant müssen auch antreten. Herr Leutnant müssen Wache halten, während wir die Schweinerei einem ersten meerschweinischen Test unterziehen. Gell, Herr Leutnant?“
Der Spitz drückte ihr die Schnauze unter die Achsel und warf den Kopf hoch. Das hieß: Ja, gerne.
„Willst du eine Limo?“ fragte Stephan. Er hoffte irgendwie, dass Polly noch ein Weilchen bleiben würde.
Das Mädchen verzog das Gesicht: „Limo aus dem Supermarkt? Zuckerbombe oder Krebsmachersüßstoff? Beides ist bääh! Sag bloß, du trinkst so etwas?“
„Nein“, antwortete Stephan. „Ich trinke ausschließlich Wasser aus der Leitung, Mineralwasser, Kaffee, Muckefuck und Kräutertee. Und natürlich Apfelwein und gelegentlich einen Viereckigen.“
Polly legte den Kopf schief: „Viereckigen?“
Er führte sie in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Er holte die viereckige dunkelgrüne Flasche heraus: „Man sagt auch Hörnerbock dazu.“
Polly kicherte: „Das ist Jägermeister. Das Tier auf dem Etikett ist ein Hirsch und kein Hörnerbock. Den trinkt mein Papa auch manchmal. Aber der schmeckt total ekelhaft. Wie Hustensaft!“
Stephan tat möglichst entgeistert: „Sag bloß, du säufst?!“
Polly lachte ihn an: „Niemals nie nicht! Aber ich probiere manchmal. Bowle schmeckt gut. Eierlikör auch. Bier ist eklig bitter und deinen Hörnerbock kannst du selber auslutschen. Das war das Ekeligste, was ich je im Mund hatte. Bääh!“
„Aha“, sagte Stephan. „Ein Gelegenheitsalkoholiker also. Eine Quartalssäuferin.“
Sie lachte ihn lieb an: „Und du? Letztens beim Grillen bei uns hinterm Haus warst du ziemlich strulle. Ich hätte übrigens gerne ein Glas Mineralwasser.“
„Strulle? Ich war zu wie eine Strandhaubitze“, sagte Stephan todernst. Er holte zwei Gläser aus dem Schrank und füllte sie mit Sprudel. Ein Glas hielt er Polly hin.
Sie schüttelte den Kopf: „Nein. Du warst bloß strulle. Wie mein Papa. Der ist auch manchmal ein bisschen breit.“ Sie schaute ihn an: „So nennt Mama das. Wenn sie selber zuviel Bowle oder Wein erwischt hat, ist sie hingegen „angeschickert“. Andere Leute sind entweder voll, oder strulle.“ Sie trank von ihrem Mineralwasser. Ihr Blick fiel auf ein gerahmtes Bild an der Wand. Sie stand auf und lief quer durch die Küche, um es zu betrachten.
Stephan konnte nicht anders. Er bewunderte die Bewegungen ihres grazilen Körpers. Die Elfe schreitet durch den Raum. Die wilde Elfe aus dem Wald. Sein nächtlicher Traum fiel ihm wieder ein.
Polly stand vor dem Bild. Es war eine von Stephans Bleistiftzeichnungen. Sie zeigte eine Burg, die auf einem Hügel hinter Achen stand. Nur dass diese Burg keine Ruine war, sondern so aussah, wie vor Jahrhunderten. Er hatte unten am Hügel Bauernkaten gezeichnet und Bauern, die mit Pferden ihre Felder pflügten. Vor einem der Häuser stand ein Spitz und passte auf.
Polly reckte den Hals, um die Unterschrift auf dem Bild zu entziffern: „Burg Hardenfels im Ursprungszustand. Hey, da steht ja deine Unterschrift! Hast du das gemalt?“
„Gezeichnet“, berichtigte Stephan. Er trat neben das Mädchen.
Polly schaute ihn über die Schulter an: „Das ist toll! Du kannst wahnsinnig gut zeichnen! Wow!“
Er zog die Brauen hoch: „Na übertreib mal nicht. Burg und Katen habe ich nach Fotos gezeichnet. Nach Vorlagen kann ich zeichnen. Ohne geht gar nichts. Aber schau dir mal die Bauern an. Was für Jammerfiguren! Ich kann leider keine Menschen zeichnen. Jedenfalls nicht sehr gut. Das Problem ist, dass mir passende Vorlagen fehlen. Im Internet gibt’s bloß Fotos, die Leute von vorne zeigen und ganz selten mal von der Seite. Aber bei Tätigkeiten wie Holz hacken, Treppen steigen, Teig kneten oder Heu mähen … da findet man fast nix. Und ohne Vorlage kann ich nicht zeichnen.“
„Die Buchstaben sind schön“, sagte Polly.
„Das nennt man Kalligraphie“, erklärte Stephan. „Das ist auch ein Hobby von mir. Ich benutze unterschiedlich breite Federn und dazu Tinten und Tuschen, die ich teilweise selber mache.“
„Du kannst selber Tinte machen?“
„Aber ja. Das ist ganz leicht. Die Materialien dafür findet man in der Natur.“
„Das möchte ich auch gerne mal!“
„Wenn ich das nächste mal Tinte mache, sage ich dir Bescheid.“
Der Blick, den sie ihm zuwarf, war so voller Dankbarkeit, dass ihm ganz anders wurde: „Du bist lieb!“ Sie schaute sich in der Küche um: „Sonst hast du keine Bilder?“
„Ein paar hängen in meinem Bastelzimmer. Die anderen habe ich in Schubladen abgelegt.“
„Darf ich sie sehen?“
Stephan nickte: „Von mir aus.“
Er nahm sie mit ins Bastelzimmer. Dort räumte er einen der beiden Tische frei und präsentierte ihr seine Zeichnungen. Viele waren es nicht. Er zeichnete selten. Vielleicht ein bis zweimal im Monat.
Polly bewunderte die Kunstwerke gebührend. Sie fand sie alle schön, die Landschaften und die Burgen und Schlösser und Stadtansichten.
Eins der Bilder zeigte eine ziemlich verunglückte Gestalt im Wald: „Ist das eine Elfe?“
Stephan verzog das Gesicht: „Es soll eine darstellen. Aber ich habe es versaut. Ich sollte das Bild wegwerfen. Die Proportionen stimmen hinten und vorne nicht. Schau, der Kopf ist zu klein und der Hals zu lang. Die Arme sind nicht richtig angesetzt. Ich sag ja: Ohne Vorlage kann ich nicht zeichnen. Dazu fehlt mir das Talent.“
Polly sprang auf: „Ich laufe mal schnell rüber zu uns. Ich bin gleich wieder da, ja?“ Schon sauste sie zur Haustür: „Leutnant, komm mit! Du musst aufpassen, dass mir keiner das Buch klaut.“ Bellend schloss sich der Spitz an, als das Mädchen zur Tür hinaus witschte und im Laufschritt über die Straße eilte.
Stephan stand in der Tür und schaute ihr hinterher, wie sie leichtfüßig dahin flog. Wie eine Elfe. Sein Blick fiel auf seinen Wagen, der vor der Garage stand.
Da ist bald mal wieder ein Besuch in der Waschanlage fällig, dachte er. Der Lack schimmerte matt und war mit Staub bedeckt.
Nagelneuer Lack. Der Wagen war neu lackiert. Nachdem die Kowak-Schweine ihn vollkommen zerkratzt hatten.
„Scheißkerle!“
Nicht nur der Lack war neu – auch der Fahrersitz. Den hatte Stephan ebenfalls erneuern lassen müssen. Abgeschleppt hatten sie den Wagen. Stephan hatte sich nicht hinters Lenkrad setzen können. Nicht nach dem, was eins der Kowakschweine mit dem Sitz angestellt hatte.
„Und ich habe nur gepinkelt“, flüsterte Stephan. Er sang leise vor sich hin: „Horch, was kommt von draußen rein, Hollahi-hollaho. S wird doch nicht mein Auto sein. Hollahi-haho. Horch, Horch, Horch. Ein Auto wie ein Storch. Horch, Horcher, am Horchesten.“
Polly kam mit dem Leutnant über die Straße geflitzt. Ihr Gesicht war vom Rennen gerötet: „Guck mal, Stephan! Mein Elfenbuch. Vielleicht findest du da drin Vorlagen.“
Drinnen im Bastelraum schauten sie sich das Buch an. Stephan kannte die Bilder: „Flower Fairies von Cicely Mary Barker. Sehr schöne Bilder. Aber das sind Zeichnungen, die nach kleinen Kindern angefertigt wurden. Diese Mary Barker wohnte neben einem Kindergarten, glaube ich. Und diese Fairies tragen meist ganz normale Kleider und haben Schmetterlingsflügel. Was ich mir vorstelle, ist eine Elfe, die älter ist. So wie du, etwa. Und sie hat keine Flügel, sondern geht zu Fuß. Als Schüler habe ich mal auf einer Burg ein Bild der Jagdgöttin Diana gesehen. So ungefähr stelle ich mir die Elfen vor. Doch es gibt keinerlei Bilder im Internet. Schade. Ohne Vorlage bringe ich nichts zustande.“
Polly legte ihm die Hand auf den Arm und schaute zu ihm auf: „Und wenn ich dir Modell stehe, Stephan?! Ich könnte mich als Elfe verkleiden. Das passende Kleid nähe ich mir selber. An Mamas Nähmaschine. Ich nähe oft Kostüme. Dunja und ich verkleiden uns gerne. Ich habe Piratenkleider und ich kann mich als Zigeunerin verkleiden oder als Bauernmagd oder als Prinzessin mit goldener Krone. Die habe ich aus Pappe gemacht und mit Goldpapier beklebt.“
Die Begeisterung des Mädchens war ansteckend.
„Das könnte man mal probieren“, sagte Stephan. „Ich könnte dich in der Heide knipsen, drüben am Waldrand. Das gäbe bestimmt schöne Fotos und selbst wenn ich damit zeichnerisch nichts anfangen kann, hättest du wenigstens Fotos von dir in den unterschiedlichsten Verkleidungen.“
Polly rutschte vom Stuhl. Sie hopste auf und ab wie ein Gummiball: „Au ja! Das machen wir. Gleich morgen, ja?“
„Morgen geht nicht“, sagte Stephan. „Morgen habe ich Hausputz.“ Er rollte die Augen: „Ich liebe Hausputz. Ich könnte mich vor Freude in der Luft zerreißen, wenn ich nur dran denke. Kotz!“
Polly grinste: „Ich weiß. Männer putzen nicht gerne. Ihnen ist jegliche Hausarbeit zuwider. Papa mag auch nicht putzen. Er mault immer, wenn er Mama helfen muss.“
„Es ist nicht jede Hausarbeit“, sagte Stephan. „Ich koche gerne und ich wasche die Wäsche und hänge sie auf. Ich bügle sogar ziemlich gerne. Dann höre ich Radio oder eine CD und es geht wie von selber. Aber Putzen verabscheue ich. Staubwischen erst recht. Und das schlimmste von allem ist Bad putzen. Pfui Deibel! Dieses ewige Wischen und Schrubben. Nein danke.“ Stephan kratzte sich am Kinn: „Ich sollte mir eine Putzfrau anschaffen. Das wäre gar keine schlechte Idee.“
Polly schaute ihn aus großen Augen an: „Ich könnte für dich putzen, Stephan. Ich kann das. Ehrlich. Ich helfe meiner Mama, seit ich sechs Jahre alt bin. Ich putze für dich und du bezahlst mir ein bisschen Lohn. Dann kann ich auf die Artex 4000 sparen.“
Er schaute das Mädchen an: „Das wäre zu überlegen, Fräulein.“

Infos über Wasserkefir: http://www.wellness-drinks.de/html/wasse...stalle_her.html

18.02.2015 20:25 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
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Bin gespannt wie sich diese Gefühle für Polly noch erklähren. Kann mir ja nicht vorstellen, dass Stephan auf 10Jährige Mädchen steht. Glaub eher an eine Seelenverwantschaft die er fühlt. Drück
Wie werden es erfahren - und das warten darauf macht es noch spannender!

__________________
Was ist der Mensch - nur ein flüchtiger Gedanke - nicht zu greifen - nicht zu fassen. Stets schweigend mit sich im Gespräch vertieft durforsch er sich und findet sich nie.
Der Traum ist die wahre Wirklichkeit. großes Grinsen

19.02.2015 01:18 carolne1960 ist offline Email an carolne1960 senden Beiträge von carolne1960 suchen Nehmen Sie carolne1960 in Ihre Freundesliste auf
 
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