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Stefan Steinmetz
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Dabei seit: 10.02.2006
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Der Elfenmacher(8) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Stephan Harrer saß am Tisch und schrieb Tagebuch. Buchstabe für Buchstabe entstand in schönster alter Frakturschrift mit Eisengallustinte:
„War bei Kolbes von schräg gegenüber zum Grillen eingeladen. Eugen Niedermeyer, mein nachbarlicher Bienerich, war auch mit von der Partie. Dann die absolute Überraschung: Das Elfenmädchen ist Kolbes Tochter. Ich verstehe immer noch nicht, warum mich die Kleine wie magisch anzieht. Ist das normal?
Das Grillen war schön. Wir hockten bis abends hinterm Haus bei Kolbes.
Brachte den uralten Spruch, den Domik damals erfand: Du bist unruhig. Du bist viel zu verkrampft. Viele Lacher.
Werde für Polly Holzmodule bauen für die Garagenwand. Mehrere Stockwerke. Spielwiese für ihr Meerschweinchen. Sie hat sich sehr gefreut. Verstehe nicht, wieso dieses Mädchen eine solche Wirkung auf mich hat.
War dann nachts via Erdstall in Brunzach. Neuer Einsatz. Ein voller Erfolg. Es fühlt sich seltsam an. Wenn ich es tue, stehe ich unter Strom. Dann bin ich zu 110% da! Es ist, als wäre ich dann ein anderer Mensch. Befriedigend, es den miserablen Kowaken heimzuzahlen.“

Später hockte Stephan am Computer. Er suchte im Internet Seiten, auf denen er verschiedene Farbtinten bestellen konnte. Dann ging er auf die Seite, auf der er seine Modellautos bestellte. Er sucht sich einen Morgan aus und orderte den Bausatz.
In seinen Emails fand er die Bestätigung, dass das neue Magazin über Schlösser unterwegs zu ihm war.
Er dachte über den Grillnachmittag bei Kolbes nach. Eugen Niedermeyer war anfangs ebenso schüchtern und ruhig gewesen wie er selber.
Der ist wohl auch ein Eigenbrötler und bleibt am liebsten für sich, überlegte Stephan.
Nach einiger Zeit war sein Nachbar aber aufgetaut und hatte den einen oder anderen Witz zur Unterhaltung beigesteuert. Außerdem hatte er recht detailreich und auf interessante Art von seinen Bienen erzählt.
„Wenn ich nicht so wenig Land hätte, würde ich mir glatt auch ein oder zwei Bienenstöcke anschaffen“, sagte Stephan zu sich selbst.
Der Leutnant lag neben dem Computertisch auf dem Teppich und döste. Als Stephan zu sprechen begann, fuhr er eins seiner Ohren hoch. Das sah lustig aus.
„Du schläfst wohl nie“, sagte Stephan an den Hund gewandt. „Allzeit bereit. Ein richtiger Spitz eben.“ Der Hund öffnete die Augen und grinste sein freundliches Hundegrinsen.
Stephan stand auf. Er hockte sich neben den Spitz auf den Teppich und streichelte ihn. Der Leutnant kam hoch und drängte sich an ihn, um ihn zu weiteren Knuddeleien aufzufordern. Stephan verstand das Signal ohne weiteres. Er hatte ein Gespür für so etwas.
„Ich kann gut mit Tieren“, erzählte er dem interessiert lauschenden Großspitz. „Schon als Kind habe ich draußen vor Achen die Kühe auf der Weide gestreichelt oder die Ponys vom Ponyhof. Wenn ich an den Koppeln vorbei lief, kamen sie zu mir und wollten gestreichelt werden. Ich bin gut im Umgang mit Tieren.“
Stephan blickte den Leutnant ernst an: „Ganz im Gegensatz zu meinem alten Herrn. Der hat mit Tieren nichts am Hut. Gott, wenn ich an die Episode mit der Katze denke! Wie kam der nur auf die Idee, sich eine Katze anzuschaffen? Der kannte sich doch gar nicht aus.“
Stephan lachte kurz auf: „Es ging schief. So schief, wie es schiefer nicht gehen konnte. Er kam mit dem Kätzchen nicht klar. Hat vielleicht auch einen Fehlgriff getan. Tiere aus dem Tierheim sind heikel. Manchmal haben sie eine böse Vorgeschichte. Dann dauert es lange, bis sie Vertrauen in ihren neuen Menschen fassen.“
Er kraulte dem aufmerksam lauschenden Spitz das Fell: „Das was er da mit nach Hause brachte, war keine Katze. Das war eine Kreuzung aus einem Gardinenschredder und einer Möbelfräse. Was habe ich gelacht damals. Ich habe es meinem Alten gegönnt, ehrlich Leutnant. Das war nicht nett von mir, aber ich fühlte tatsächlich so.
Mein lieber Papa kam mit der Katze nicht klar. Er hat sie angebrüllt und tatsächlich neben Gehorsam auch noch Dankbarkeit dafür verlangt, dass er sie aus dem Tierheim erlöst hat. Als es nichts fruchtete, hat er sie zurückgebracht. Hat denen was von einer Katzenallergie erzählt. War natürlich erstunken und erlogen. Ich denke, die haben das gemerkt und ihm einen Ehrenplatz auf ihrer Arschlochliste gegeben. Mannometer!“ Stephan schüttelte den Kopf. „Das war einer. Sei froh, dass du ihn nie kennengelernt hast. Nach dem großen Krach habe ich den Kontakt abgebrochen. War besser so. Soll er allein vor sich hin granteln.“
Stephan umarmte den Spitz und knuddelte ihn durch.
„Er hat immer verlangt, dass ich denken soll. Denken! Deeenken! Du musst deeenken!, hat er immer gedröhnt. Der hatte es leicht im Leben. Hatte diesen Job auf Lebenszeit bei der Versicherungsgesellschaft, wo er alle paar Jahre ein Stückchen weit aufstieg und zum guten Schluss schon mit siebenundfünfzig vorzeitig in Rente gehen konnte. Damals gab es noch keine Manager, die eben mal ein Drittel der Belegschaft entließen, um die Bilanzen zu frisieren um einen fetten Bonus einzustreichen. Mein Vater gehörte noch zu der Generation, die sich keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen mussten. Dem ging es nicht wie mir, dass die Firma mal eben achtzig Leute entlässt und ich zusehen kann, wo ich bleibe. Er hat mir ja auch nie verziehen, dass ich keinen Schreibtischjob machte, sondern Schlosser wurde und mein Geld mit meiner Hände Arbeit verdiente. Als ich auf die Straße gesetzt wurde, hat er es mir genüsslich unter die Nase gerieben, der Engarsch. Was für ein Turniertrottel!“
Stephans Magen knurrte.
„Haben Leutnant dies vernommen?“ fragte er. „Mich deucht, ich sollte mich ums Frugale kümmern, bevor mein Leib Schaden nimmt.“ Stephan stand auf. Er setzte sich an den Computer, um ihn herunterzufahren.
„Was wird denn das jetzt?“ fragte er, als ein Fensterchen aufpoppte. „Was wollen Sie tun? Energie sparen? Den Computer neu starten? Den Computer herunterfahren? Was soll die dämliche Frage? Ich hab auf Herunterfahren geklickt! Ich will nicht Energaren sparen!“
Er klickte auf Herunterfahren und stand auf: „So! Und nun koche ich mir eine Portion Spaghetti Bolongetti. Komm Leutnant von Beutbrand! Auf in die Küche. Kommen wir ihr auf die Schlüche.“
Später saß er am Küchentisch und mampfte mit Behagen. Der Leutnant hatte ebenfalls einen Napf mit frischem Futter bekommen. Das Radio dudelte vor sich hin. In den Nachrichten kam wieder die Meldung, dass die zehnjährige Jacqueline Pfeifer seit Tagen als vermisst galt.
„Runsach hat sich in ein unruhiges Pflaster verwandelt“, sagte Stephan. Er drehte einige Spaghettis auf die Gabel. „So viele Sorgen in einem einzigen Jahr hattet ihr früher nicht in zwanzig Jahren, liebes Kowak-Pack. Man wünscht es ja keinem ...“ Er aß weiter seine Nudeln und dachte daran, dass Kolbes ihn und Eugen zu einem weiteren Grillnachmittag eingeladen hatten.
„Man muss das schöne Wetter ausnutzen“, hatte Sandra gesagt. „Nächste Woche soll es regnerisch werden.“

*

Notizbuch II/Numero VIII:
Diesmal bin ich wirklich weit gekommen.
Die werdende Elfe hielt fast acht Tage lang durch; so lange wie keine zuvor. Ich habe meine Methoden verfeinert. Es ist zu schade, dass sich Convertius Magnus in manchen Dingen so vage ausdrückt. Ach Großer, du! Es fehlen die Details. Wo sind sie, Großer? Mir bleibt nichts übrig, als es selbst zu lernen. Versuch und Irrtum. Das bremst mich arg aus. Wirklich schade.
Doch ich komme voran.
Fast acht Tage! Hervorragendes Menschenmaterial! Sie war stark. Ja. Ich brauche starke Mädchen; Mädchen mit Kampfgeist und Stärke. Damit sie den Transformationsprozess durchstehen. Sind sie einmal zu Ende transformiert, werden sie wilde Elfen sein. Elfen sind nicht sanftmütig. Elfen sind wild.
Sie hat alle vorbereitenden Operationen der Vivisektion gut überstanden. Ich konnte mit den Membranen weitermachen. Ich war so nahe daran wie noch nie.
Wie weit werde ich bei meinem nächsten Objekt kommen? Wie nahe bin ich der Vollkommenheit?
Sie scheint mir ferner denn je. Ich bin weit gekommen, aber das Ergebnis war alles andere als ästhetisch. Nun ja, man muss berücksichtigen, das sich ein ästhetisches Aussehen des Objekts natürlich erst nach einer angemessenen Heilphase einstellen wird. Insofern ist mein Misserfolg nicht ganz so groß. Trotzdem ist es bedauerlich.
Ach Convertius Magnus! Du Großer, du! Warum fehlen die Details in deinem Bericht? Warum nur drückst du dich so vage aus?
Erneut ist es misslungen und nun muss ich zurückgeben, was mir nicht gehört. Wie du es schreibst: Die Linke muss es sein. Die, die erst ganz zum Schluss in die Verwandlung übergeht. Scheitert das Experiment, soll die Linke zurückgehen, wo sie herkam.
Ich werde es tun.

14.02.2015 19:16 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
 
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